Von Lena Diekmann

Neuengamme.
An einem Tag im Jahr 1942 erreichte die Großmutter von Sybrand van Haersma Buma eine Mitteilung. Ein Paket liege für die Niederländerin bereit. Doch die Freude über die unerwartete Botschaft wich bald der Trauer. Denn das Paket hatte die Familie selbst aufgegeben. Den Empfänger, Sybrands Großvater, erreichte es nie. Er war "im Nacht und Nebel von Neuengamme" verschwunden. Nur eins von 43 000 Opfern, an die der Fraktionsvorsitzende der Christdemokraten im niederländischen Parlament gestern während der Gedenkveranstaltung zum 70. Jahrestag des Kriegsendes und der Befreiung der Konzentrationslager im ehemaligen Klinkerwerk der KZ-Gedenkstätte erinnerte.

Am Tag zuvor hatten zahlreiche Überlebende während einer Schifffahrt in der Lübecker Bucht des Untergangs der Schiffe "Thielbek" und "Cap Arcona" gedacht. An den Stellen, wo die Schiffe am 3. Mai vor 70 Jahren bombardiert worden, untergegangen waren und rund 7000 KZ-Häftlinge mit in den Tod gerissen hatten, warfen Überlebende und Angehörige Rosen ins Wasser.

Als Angehöriger selbst von schmerzhaften Erinnerungen betroffen, fand der Niederländer van Haersma Buma in seiner Rede vor etwa 1000 Gästen - darunter 54 Überlebende, 300 Angehörige, Bürgermeister Olaf Scholz, Staatsminister für Veteranen und Gedenken Jean-Marc Todeschini aus Frankreich und Dr. Ole Schröder, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium des Inneren, sowie zahlreiche Mitglieder der Hamburger Bürgerschaft und Bezirksversammlungen - besonders eindrucksvolle Worte und einen Brückenschlag zur heutigen Zeit: "Der Krieg ist nicht vorbei, wenn die Waffen schweigen. Ein Krieg verfolgt viele weitere Generationen", sagte Sybrand van Haersma Buma. Auch heutzutage stürben viele Unschuldige in der Ukraine, Syrien, Irak, Jemen oder Libyen, würden Angehörige für Jahrzehnte traumatisiert. "Die Schicksale von Neuengamme sollten eine Mahnung sein", sagte van Haersma Buma.

In einer andächtigen Zeremonie mahnten zahlreiche Redner, die Erinnerung an die Gräueltaten der Nationalsozialisten zu erhalten - damit das Leiden, der Kampf und der Tod der Opfer nicht vergebens waren.