Neuengamme
(ld).
Sie hatten ihr ganzes Leben noch vor sich, waren höchstens zwölf Jahre alt, als sie von den Nationalsozialisten vom Konzentrationslager Auschwitz ins Neuengammer Lager gebracht wurden. Dort wurden 20 Kinder aus Polen, Jugoslawien, Italien, Frankreich und den Niederlanden für "medizinische" Experimente mit Tuberkulose missbraucht.

Um die Experimente im Zuge der Lagerräumung zu vertuschen, mussten die Kinder sterben. Am 20. April wurden sie in das Außenlager einer alten Schule am Bullenhuser Damm in Rothenburgsort gebracht und dort im Keller erhängt. Die jüngsten waren erst sechs Jahre alt.

Lange schien es, als seien die Kinder vergessen. Die Angehörigen der Kinder erfuhren erst Jahrzehnte später oder nie von dem Schicksal der Mädchen und Jungen. Ihre Peiniger Johann Frahm (SS-Mann, der die Kinder zur Erhängung in einen Kellerraum gebracht hatte) und Alfred Trzebinski (SS-Arzt, verabreichte den Kindern Morphium, um sie vor ihrer Ermordung ruhig zu stellen) wurden 1946 von einem britischen Militärgericht zum Tode verurteilt. Kurt Heißmeyer (SS-Arzt, der im KZ-Neuengamme mit den Kindern experimentiert hatte) praktizierte 20 Jahre unerkannt als Lungenfacharzt in Magdeburg, bevor er 1964 enttarnt und 1966 zu lebenslanger Haft verurteilt wurde. Kurz darauf starb er.

Heute erinnert eine Gedenkstätte im Keller des früheren Schulgebäudes an die Kinder und ihre in derselben Nacht ermordeten Betreuer. In einer Ausstellung wird ihre Geschichte erzählt. Hinter dem Gebäude hat die Vereinigung Kinder vom Bullenhuser Damm einen Rosengarten angelegt. Dort kann jeder eine Rose pflanzen, um der Opfer zu gedenken.

Die Gedenkstätte Bullenhuser Damm (Bullenhuser Damm 92) ist jeden Sonntag in der Zeit von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei.