Neuengamme
(hy).
Die Mitarbeiter des Denkmalschutzamtes, die gestern die Brandruine am Neuengammer Hausdeich 413 besichtigten, waren von der Höhe des Schadens entsetzt. "Es ist fraglich, ob überhaupt etwas zu retten ist", sagt Enno Isermann, Sprecher der Kulturbehörde. Denn als am vergangenen Sonnabend gegen 18 Uhr im Reetdachfirst ein Feuer ausbrach, zerstörte es nicht nur das komplette, 1559 erbaute und denkmalgeschützte Haus, sondern auch wertvolles Inventar, darunter Intarsien-Möbel aus dem 19. Jahrhundert.

Dr. Geerd Dahms, Denkmalsachverständiger und Vorstand des Kultur- und Geschichtskontors, erkennt in dem abgebrannten Haus "eines der drei schönsten und größten Hufnerhäuser in den Vierlanden". Die anderen beiden sind laut Dahms das Rieck-Haus am Curslacker Deich 284 und das Hufnerhaus am Neuengammer Hausdeich 343, beide errichtet im beginnenden 17. Jahrhundert.

"Nun gibt es nur noch 28 Hufnerhäuser in Vierlanden, die im 15., 16. oder frühen 17. Jahrhundert gebaut wurden", sagt der Denkmal-Experte. "Es waren einmal mehr als 300." In ganz Hamburg stehen rund 100 landwirtschaftliche Gebäude auf der Liste des Denkmalschutzamtes. "15 davon sind explizit als 'Bauernhäuser' in der Denkmalliste eingetragen", sagt Isermann.

Die Familien in der direkten Nachbarschaft des zerstörten Bauernhauses sind mit den Schäden an ihren Häusern beschäftigt. Denn das gewaltige Feuer ließ auch Fensterscheiben der Nachbarhäuser platzen, zerstörte Autos und Kinderspielzeug in den Gärten. Rauch und Löschwasser drangen in das benachbarte Doppelhaus ein, dessen eine Hälfte Annette Ludewigs (44) bewohnt. "Zum Glück sind die Nachbarn sehr hilfsbereit.", sagt die Marktforscherin, die mit ihrer Familie in dem beschädigten Haus bleibt: "Wir haben gut gelüftet."