Von Thomas Heyen

Kirchwerder.
Julius Bendschneider (55) will schon seit fünf Jahren seinen Tischlereibetrieb vergrößern. Nachdem die Pläne, sich mit anderen Handwerkern zu einem Zentrum am Curslacker Neuen Deich zusammenzuschließen, nicht realisiert werden konnten, reichte der Tischlermeister einen Bauantrag für eine Erweiterung auf seinem Grundstück am Süderquerweg 212 ein. Das war Anfang vergangenen Jahres. Nun ist die neue, 350 Quadratmeter große Halle, die an das bestehende Gebäude angebaut wurde, eingerichtet. "Die neuen Maschinen sollen der Belegschaft die Arbeit erleichtern", sagt Bendschneider.

Mehrere Hunderttausend Euro haben Bendschneider und seine Frau Inga (52) in den Anbau und die neuen Maschinen investiert. "Es handelt sich um Krananlagen und Gabelstapler zum Heben und Befördern der 100 Kilogramm schweren großen Holzplatten, die wir hier zuschneiden", sagt er. "Die meisten Mitarbeiter sind um die 50, haben Rücken, Knie oder Schulter. Es sind Top-Leute, die wir hier halten wollen." Außerdem sei der alte Werkstattbereich zu eng gewesen. Natürlich könne nun auch effektiver gearbeitet werden, was den Umsatz steigert.

Bendschneiders Großvater gründete die Tischlerei 1928. Mitte der 50er-Jahre übernahm dessen Sohn die Führung. "Mein Vater starb 1970 bei einem Unfall. Danach wurden die Räume vermietet, als Tischlerei und Reparaturwerkstatt genutzt." 1983 reaktivierte Bendschneider den Familienbetrieb - als Ein-Mann-Firma. Im Jahr darauf hatte er einen Lehrling. Heute beschäftigt er 16 Angestellte, die Möbel herstellen und reparieren.

Bendschneiders Großvater und Vater haben dreimal angebaut, der 55-jährige "Junior" nun zum insgesamt sechsten Mal. Dabei darf auf seinem Grundstück, das in einem Außenbereich liegt, nur unter strengen Auflagen gebaut werden. "Wir waren monatelang mit Politik und Verwaltung im Gespräch", sagt Bendschneider. Doch schließlich wurde sein Bauantrag genehmigt.

"Wir prüfen jeden Einzelfall genau", sagt Kathrin Sprick, stellvertretende Baudezernentin im Bergedorfer Bezirksamt. In einem Außenbereich dürfen sowieso nur Bestandsbetriebe bauen. Gewerbe-Neuansiedlungen sind dort kaum möglich. Eine Ausnahme bilden landwirtschaftliche Betriebe und Gärtnereien. Sie sind privilegiert.

"Bei der Firma Bendschneider als bestehender Betrieb konnte eine baulich angemessene Erweiterung ermöglicht werden", sagt Kathrin Sprick. Etwa ein knappes halbes Dutzend Handwerksbetriebe habe sich in den vergangenen Monaten ebenfalls um Baugenehmigungen für Betriebsvergrößerungen bemüht, sagt Kathrin Sprick.

Über der neuen, massiv gemauerten Werkstatt- und Lagerhalle befindet sich eine Brikett-Heizung. Dort werden Holzspäne aus überschüssigem Material der Tischlerei verfeuert. Daneben, ebenfalls im Obergeschoss, ist ein 150 Quadratmeter großer Raum, der sich noch im Rohbau-Zustand befindet. "Für den Ausbau haben wir derzeit kein Geld", sagt der Tischlermeister, der sich dort einen Büro- und Präsentationsraum zur Vorstellung von Möbeln und Hölzern vorstellt. Er soll für "ein, zwei Jahre" als Atelier an Künstler vermietet werden.