Neuengamme
(ld).
In fünf Tagen legen sie 700 Kilometer zurück, laufen aufgeteilt in Staffeln rund um die Uhr, um die Strecke vom holländischen Putten bis ins nordfriesische Ladelund im vorgegebenen Zeitraum zu bewältigen. Nur für einen einzigen, gemeinsamen Stopp gönnen sich die rund 70 Beteiligten ein wenig Ruhe. Er führt die Niederländer an den Ort, wo vor rund 70 Jahren einige ihrer Vorfahren gelitten haben: In die KZ-Gedenkstätte Neuengamme.

Im Oktober 1944 war Soldaten der Wehrmacht in das niederländische Dorf einmarschiert und hatten die gesamte Bevölkerung festgenommen. Die Razzia war eine Reaktion auf den Überfall einer Widerstandsgruppe auf ein Wehrmachtsfahrzeug. Dabei war ein Offizier ums Leben gekommen und ein weiterer gefangen genommen worden. Frauen, Kinder und ältere Menschen ließen sie wieder frei, die Männer sperrten sie über Nacht in der Kirche ein. Am nächsten Tag brannten sie viele Häuser des Dorfes nieder und deportierten über 600 Männer. 588 von ihnen kamen in das KZ Neuengamme, nur 48 kehrten nach dem Krieg in ihr Dorf zurück. 300 starben im nordfriesischen Ladelund nahe der dänischen Grenze, wo die Wehrmacht im Herbst 1944 versuchte, einen Schutzwall zu errichten.

Kaum eine Familie in Putten war nicht von der Razzia betroffen. Seit diesem Kriegsverbrechen spielt die Erinnerung an die Opfer eine große Rolle. Um das Andenken aufrechtzuerhalten, organisierten die Niederländer mit dem "Putten-Ladelund-Loop" eine besondere Aktion. "Rund ein Drittel der 70 Beteiligten hat selbst einen Verwandten in Neuengamme oder Ladelund verloren", sagt Michel Kooij, Organisator des Laufes. Sie stellten den Lauf unter die Botschaft "Dankbar für Versöhnung und Vergebung". Dr. Detlef Garbe, Direktor der KZ-Gedenkstätte Neuengamme: "Ein wichtiges und gutes Zeichen, um weiterhin Brücken zwischen unseren beiden Nationen zu schlagen".