Von Thomas Heyen

Allermöhe.
Sie ist zehn Meter lang, 3,45 Meter breit und hat 70 Zentimeter Tiefgang - und sie ist der ganze Stolz von Dirk Barthel (55). Der Allermöher hat die Motoryacht "Auriga" (Baujahr 2012, knapp 100 Betriebsstunden) vor wenigen Tagen für eine sechsstellige Summe erworben, um sie für Törns zu vermieten. "Meines Wissens gibt es bisher in ganz Hamburg keine größeren Motoryachten zu chartern", sagt er, "während im Großraum Berlin und an der Mecklenburgischen Seenplatte etwa 1100 Charteryachten angeboten werden."

Dort, in Berlin, hatte Barthel im vergangenen Sommer mit einem Bekannten eine Motoryacht gechartert, waren die Freunde fünf Tage lang auf der Havel unterwegs. In Hamburg suchte der Unternehmensberater vergeblich nach Charterangeboten - und schlug dann selbst zu. In dieser Saison will er sich auf die "Auriga" beschränken, doch in den kommenden fünf Jahren soll seine Charterflotte auf zehn Yachten anwachsen. "Nach meiner Potenzialanalyse müsste der Markt das hergeben", sagt er.

Barthel ist seit Jahrzehnten mit dem nassen Element verbunden: Mit 16 Jahren machte er den Sportbootführerschein, arbeitete später als Segellehrer. Der Hamburger machte eine Ausbildung als Schiffsfunk-Elektriker, baute die Funktechnik auf großen Containerschiffen ein. Zehn Jahre lang hatte er eine eigene Firma, die mit Yacht-Elektronik handelte. In der Werft Allermöhe am Allermöher Deich, nur wenige Meter von der "Auriga" entfernt, liegt sein Segelboot. "Auf dem wurde ich quasi geboren - manche behaupten sogar, auch drauf gezeugt", sagt Barthel und lacht.

Seine "Auriga" ist eine von nur sieben Vollhybrid-Yachten, die auf Gewässern in ganz Deutschland unterwegs sind - "und meines Wissens die einzige Hybrid-Yacht bundesweit, die gechartert werden kann. Dieses Modell ist das weltweit einzige, in Serie gefertigte mit Hybrid-Antrieb", sagt Barthel. Neupreis: 240 000 Euro.

Solarzellen auf dem Dach produzieren pro Stunde 1,5 Kilowatt Ökostrom für den Zehn-PS-Elektromotor. Dank eines zweiten Hochleistungsakkusatzes können Freizeitkapitäne mit dem Elektromotor etwa 80 Kilometer weit fahren. Höchstgeschwindigkeit: zehn Kilometer pro Stunde.

Danach kann der Diesel von VW (2,5 Liter TDI, 150 PS, 28 km/h Höchstgeschwindigkeit) angeworfen werden. Barthel: "Durch seinen Betrieb werden die Akkus auch aufgeladen." Selbst bei flotten 20 km/h liegt der Verbrauch laut Barthel bei nur zehn Litern pro Stunde - wenig für ein Boot dieser Größe. "Der spezielle Rumpf sorgt für eine hohe Effizienz." Liegt der Gashebel auf dem Tisch und fährt das Boot fast Tempo 30, rauschen 27 Liter/Stunde in den Motor. "Das Boot ist aber für gemütliches Cruisen gedacht, eignet sich nicht als Rennboot", sagt der Eigner. Hersteller der Hybrid-Yacht der Marke Green Line ist die slowenische Firma Seaway.

Auch die Innenausstattung hat es in sich: Backofen, 270-Liter-Kühlschrank mit Drei-Sterne-Gefrierfach und ein Küchenblock, an dem sowohl vom Salon als auch vom Heck aus unter freiem Himmel gekocht werden kann, erfreuen den Hobbykoch unter den Freizeit-Skippern. Das Heckteil kann umgeklappt und als Badeplattform genutzt werden. An Bord gibt es bis zu fünf Schlafplätze, WC und Dusche.

Selbst Bürgermeister Olaf Scholz und Wirtschaftssenator Frank Horch seien bereits auf seine umweltfreundliche Charter-Motoryacht aufmerksam geworden, berichtet Barthel, der damit rechnet, dass die Politiker ihn auf der Werft Allermöhe besuchen kommen.

Das Boot kann ab sofort gechartert werden - wochen- (1350 bis 2150 Euro), aber auch tageweise (350 Euro), maximal sechs Personen. Telefon: (040) 73 71 73 71. Internet-Infos: