Saisonstart bei Dauerregen und sechs Grad Lufttemperatur

"Na das kann was werden", grinst Nikolay Konsulov - und lässt offen, ob das wohl große Vorfreude oder eher angespannte Skepsis ausdrückt. Dann klinkt der Harburger sich in seinen Trapezgurt ein, steckt die Nase in den Wind, wartet eine heftige Böe ab und springt aufs Brett. Gischt spritzt, das Surfbrett hebt ab, gleitet eher über, als durch die Wellen. Nach wenigen Sekunden ist das halbdurchsichtige Kevlarsegel kaum noch zu sehen, Konsulov mit seinem Board auf der anderen Seeseite hinter dem dichten Regenvorhang verschwunden.

Während die Hamburger Feuerwehr den Ausnahmezustand ausruft, die Wehren im Landgebiet umgefallene Bäume von den Straßen räumen, Dachziegel und Baugerüste sichern, lockt das Sturmtief "Niklas" drei ganz verwegene Windsurfer auf den Hohendeicher See. Und das, obwohl oder gerade weil der Sturm mit Spitzenwindgeschwindigkeiten von bis zu 150 km/h über Norddeutschland fegt und damit Orkanstärke hat.

"Wind kann man als Surfer ja nie genug haben", lacht Thomas Nikolai und streckt einen Windmesser am ausgestreckten Arm aus dem Autofenster: 42 Knoten, in Böe sogar 48 -Windstärke 10. Auch ihn scheinen diese Werte eher zu motivieren, denn abzuschrecken. "Der Wind ist nicht das Problem, aber es ist saukalt." Doch im Neoprenanzug mit Sturmhaube sind die Surfer gut eingepackt.

Auch Nikolai schwingt sich auf sein gelbes Brett, gibt nach ein paar Schlägen aber wieder auf. "Ich fahre ein 4,5 Quadratmeter kleines Segel. In der Sturmböe ist das super, aber in der Deichabdeckung kommt man damit nicht aus dem Wasser." Der Wind ist zu unstetig. Er habe keine Lust am anderen Ufer zu "versauern."

Konsulov ist genau das passiert. Er trägt sein Brett den Wanderweg entlang zurück zur Startstelle. "Kein Problem. Das war trotzdem ein erfrischender Saisonstart."