Naturspielzeug: Dr. Torkild Hinrichsen bereitet eine große Ausstellung vor

Eins ist mal sicher: Ohne ein scharfes Messer geht es nicht. Dr. Torkild Hinrichsen greift jetzt häufig zu dem unentbehrlichen Helfer, denn er bereitet seine Ausstellung "Naturspielzeug" vor. Sie soll am Sonnabend, 11. April, in der Scheune des Freilichtmuseums Rieck-Haus am Curslacker Deich 284 eröffnet werden.

Naturspielzeug - das war von jeher eine Domäne der ärmeren Bewohner von Land und Dorf. "Fertiges" Spielzeug leisteten sich die "reichen Städter", auf dem Dorf wurde zumeist selbst geschnitzt, gebunden und gebastelt. "Dabei waren die einfachen Dinge eng an die Jahreszeiten gebunden, wenn das nötige Material zur Verfügung stand", sagt Dr. Torkild Hinrichsen.

So entstehen im Frühjahr Flöten aus frischer Weide, Zwille und Flitzbogen aus Hasel. Auch Wurfringe und Treibreifen wurden im Frühjahr hergestellt, neben Weide und Holunder auch Vogelbeere und Weichselkirsche für Naturspielzeug genutzt. Im Herbst wurden Ketten oder Männchen aus Kastanien gebastelt, nach dem Weihnachtsfest der "Springfrosch" aus dem Gabel- oder Wünschelbein der Gans. Knalleffekt bei diesem Spielzeug ist, dass aufgedrehter Zwirn zwischen den Endgabeln des Knochens plötzlich in Bewegung gerät und den Knochen aufspringen lässt - dank eines Knebels, der sich bei Wärme von seiner weich gewordenen Pech-Fixierung löst.

"Jedes Holz hat seinen Charakter, jedes Material seine Möglichkeit", sagt Dr. Torkild Hinrichsen. Aus Holunder lassen sich viele Geräte und Instrumente herstellen. Wird der Kern mit einem Stab herausgestoßen, entsteht eine Röhre. Sie kann zum Pusterohr oder zur Schalmei werden. Walnusshälften eignen sich für Schiffchen und Puppenwägelchen und werden gegeneinander auf Pappe geklebt zu Kastagnetten. Aus Federn können Mühlenflügel werden, eine Kartoffel ist Schwunggeber für das "Nussmühlchen", das sich mithilfe einer Schnur, Achse, Zug- und Fliegkraft dreht.

Astgabeln eignen sich das ganze Jahr hindurch zur Herstellung von Zwillen (Katapulten), die mit ein wenig altem Radschlauch und einem kleinen Stück Leder einsatzbereit sind. Besonderen Charme bekommen Naturspielzeuge durch Schnitzereien. So erhalten Kastanien ein Gesicht, werden entsprechend verzweigte Baumtriebe zu einem Pferd oder Teufelchen.

"Die Ausstellung möchte Eltern und Großeltern zum Erzählen der eigenen Kindheit ermuntern", sagt Dr. Torkild Hinrichsen. Sie will auch Kinder neugierig machen, die Natur bewusst wahrzunehmen und ihre Möglichkeiten zu nutzen. Denn, da ist sich Dr. Torkild Hinrichsen sicher: "Der Paradiesgarten der Kindheit liegt nicht im Spielwarenladen oder in dem Handel im Internet, sondern draußen vor der Tür."