Neuengamme/Altengamme. Die durchdringenden, unverwechselbaren Rufe der Kraniche und die markanten Silhouetten am leuchtend blauen Himmel sind ein untrügliches Zeichen, dass der Frühling nicht zu fern ist.

An sonnigen Tagen überfliegen unterschiedlich große Trupps die Elbe bei Neuen- und Altengamme von Nordwesten nach Nordosten.

In Europa gibt es mehrere Zugrouten. Diejenigen Kraniche, die unsere Region überqueren, überwintern in verschiedenen Regionen in Spanien und auch in Frankreich. Der Rückzug in die Brutgebiete im Nordosten Europas wird von Ende Februar bis in den März hinein seinen Höhepunkt erreichen. Insgesamt werden mehr als 150 000 Kraniche die westeuropäische Route passieren. Die Hauptbrutgebiete der Kraniche liegen im Nordosten Europas und im Norden Asiens.

Kraniche ernähren sich sowohl pflanzlich als auch von Mäusen, Reptilien, Amphibien, Fischen, Schnecken, Würmern und Insekten. Während der Frühjahrsrast ernähren sich die Kraniche überwiegend von Saaten.

Kranichpaare galten als lebenslang monogam, jedoch weisen neuere Erkenntnisse auf häufigere Partnerwechsel hin, als ursprünglich angenommen wurde. Nach drei bis fünf Jahren ist ein Kranich geschlechtsreif und nistet dann gemeinsam vielleicht mit einer Partnerin, die er bereits auf einer vorhergehenden Frühjahrsrast kennengelernt hat.

Kraniche sind Bodenbrüter und bauen ihr Nest in feuchtem Gelände. Die Reviergröße eines Paares hängt von dem Nahrungsangebot ab. Bevor das Nest aus Schilf und Binsen gemeinsam gebaut wird, balzt das Kranichpaar intensiv mit Sprüngen und Rufen. Dieser "Kranichtanz" endet in der Regel mit dem Nestbau und der Eiablage.

Das Gelege aus zwei Eiern wird etwa 30 Tage abwechselnd von beiden Partnern bebrütet. Die Jungen, die im Abstand von ein bis zwei Tagen schlüpfen, sind Nestflüchter und werden zunächst von den Eltern mit kleinen Insekten, Larven, Würmern und Schnecken gefüttert, bis sie selbstständig nach Nahrung suchen können. Etwa zehn Wochen später sind die Jungen flugfähig und fast so groß wie die Altvögel.

Im Frühling und Herbst treffen Kranichfamilien und auch die Nichtbrüter zusammen. Während des Vogelzugs sind auf Rast- und Sammelplätzen dann auch wieder gemeinschaftliche Tänze zu beobachten.

Die Autorin ist Diplom-Biologin aus Kirchwerder.