Musiker spricht mit Schülern über Rassismus und Hip-Hop

Terry Wiggins (45) ist geboren und aufgewachsen in Georgia, im Süden der USA. Im Alter von 18 Jahren kam der Afroamerikaner als Soldat nach Hamburg - und blieb dort. Von dem Rassismus, den er als junger Mann erlebt hat, berichtet Wiggins, der im Hauptberuf Musiker und Musik-Produzent ist, regelmäßig Schulklassen. Er spricht dann auch über andere Ungerechtigkeiten, etwa die fortschreitende Kommerzialisierung von Hip-Hop. Gestern besuchte Wiggins drei zehnte Klassen der Stadtteilschule Kirchwerder, heute spricht er mit weiteren Zehntklässlern, die in Pavillons am Gramkowweg unterrichtet werden.

"Meine Kameraden beim Militär waren nicht nur gegen Schwarze, sie hatten auch viele Vorurteile, etwa gegen Deutsche, aufgrund deren Vergangenheit", sagt Wiggins, der mit den Schülern - im Englischunterricht - ausschließlich Englisch sprach. Wiggins hatte die Jugendlichen schnell auf seiner Seite, da er als redegewandter Hip-Hopper mit Köpfchen auch komplexe politische Themen in lockerer Art vermitteln kann. "Ich sehe mich als eine Art Streetworker."

Die 10 E staunte gestern über seinen Englisch-Unterricht der besonderen Art, der von Karin Hitscher organisiert worden war. Die Lehrerin ist auch bei dem Projekt "Deichprogramm 21037" der Bergedorfer Kinder- und Jugendarbeit involviert, das Wiggins' Honorar mit der Schule übernimmt. Der Rapper berichtete etwa vom Ku-Klux-Klan und dem Hass der Weißen im Süden der USA.

Am kommerziellen Musikbetrieb ließ Wiggins kein gutes Haar: "Wenn es genug dumme Hip-Hopper gibt, die erzählen, dass es gut ist, ein Gangster zu sein, werden es einige Leute irgendwann glauben", sagt er. Viele Hip-Hopper würden heute in Videoclips nur noch Autos, Schmuck oder Waffen bewerben statt mit ihrer Musik gesellschaftliche Missstände aufzudecken. Auch im Fernsehen würden Schwarze sich missbrauchen lassen. "Sehr euch nur die Rollen der schwarzen Schauspieler in den Fernsehserien an. Da werden ständig Klischees bedient. Das sind meist die Loser, die Schlechten." Um die Ursachen für Rassismus zu verstehen, müsse man die Geschichte seines Landes kennen, betonte der Musiker. Deshalb habe er sich ausgiebig mit der Besiedelung und der Sklaverei in den USA beschäftigt.

Heute will Wiggins mit den etwa 130 Zehntklässlern zum Abschluss in der Sporthalle einen Hip-Hop-Tanz einstudieren. Mit seinem Label produziert er vor allem Rapper.