Come In: Sprayer und Sportler zu Besuch

Das Come In entwickelt sich zu einer festen Anlaufstelle für Graffiti-Stars. Nachdem der New Yorker Künstler Fernando Carlo alias COPE2 im November eine Wand der Turnhalle der Fachklinik für suchtkranke junge Menschen verschönerte, waren nun die Hamburger Sprayer-Stars Frost und Michael Kießling zu Besuch. Sie sprühten auf der Veranda der Einrichtung ein vier mal 2,20 Meter großes Bild auf Leinwand, das im großen Saal aufgehängt wird.

Nach etwa fünf Stunden war das Graffito fertig. Es zeigt das Porträt einer blonden, jungen Frau mit Mikrofon in der Hand, daneben die Hamburger Skyline und die Worte "Drugz kill" (Drogen töten). Kießling (44) beantwortete während der Kunstaktion viele Fragen der Come-In-Klienten, etwa, wie er die feinen Striche hinbekommt oder wo er schon überall gesprayt hat. "Einige gucken sich auch mein Skizzenbuch an, interessieren sich für die einzelnen Arbeitsschritte", sagt er.

Kießling bezeichnet sich selbst als "Streetart-Künstler", bemalt Hausfassaden ebenso wie Leinwände. Er wird für seine Arbeiten normalerweise bezahlt, gilt in der Szene längst als Legende. "Früher, als junger Mann, habe ich auch illegal gesprayt. Ärger mit der Polizei blieb natürlich nicht aus", sagt Kießling. Auch Drogen habe er genommen. Heute macht er einen weiten Bogen um sie: "Viele Freunde von mir sind an Drogen - von Marihuana bis zu Crack - zugrunde gegangen. Depressionen, Selbstmord, Überdosis - da blieb nichts aus", sagt er.

Deshalb lieferten die beiden Künstler den Come-In-Klienten "kreativen Input", wie Kießling es formuliert. "Wir sind hier, um den Kids Mut zu machen und sie zu einem Leben ohne Drogenkonsum anzuspornen."

Ein Bild von dem Bild machten sich nicht nur die jungen Männer und Frauen, die am Moorfleeter Deich 341 therapiert werden, sondern auch weitere Ehrengäste. Unter anderem mischten sich die Sportler Jerome Flaake (Hamburg Freezers) und Marius Ebbers, früherer Fußball-Profi beim FC St. Pauli, unter das Jungvolk. Sie sind Freunde von Sprayer Frost, einem ehemaligen Come-In-Klienten. Organisiert hatte das Event die Betreiberin der "Hamburger Galerie", Greta Verhuelsdonk. Die Galeristin hatte bereits den "Auftritt" von COPE2 im Come In vermittelt.

"Ich konnte über den Galeristen Alex Heimkind den Kontakt zu Michael Kießling herstellen", sagt Greta Verhuelsdonk. Heimkind, der ebenfalls zu dem Event erschienen war, zeigt in seiner OZM Art Space Gallery (Bartelsstraße 65) auch Werke von Kießling.