Intarsienkunst im Puppenformat soll im Schloss ausgestellt werden

Manche Intarsien sind kleiner als ein Centstück und dennoch so vielfältig und filigran gearbeitet wie die "großen Schwestern": Zwei Vierländer Puppenstuben mit liebevoll handgefertigten Intarsienmöbeln hat Karin Heitmann aus Altengamme jetzt dem Schloss Bergedorf geschenkt.

"Mein Vater, Gerhard Budnick, hat sie vor fast 30 Jahren gebaut", erzählt die 59-Jährige. Doch mittlerweile, viele Jahre nach dem Tod von Vater und Mutter, fristeten die großen Puppenstuben (80/50/50 Zentimeter) auf dem ausgebauten Dachboden ein nur noch selten bewundertes Dasein.

Da hatte Karin Heitmann eine Idee: Welcher Platz könnte würdiger sein, als einer im Schloss? Dr. Schanett Riller, Leiterin der Museumslandschaft Bergedorf, hat die Kleinode gern in die Sammlung aufgenommen, will sie in den nächsten Jahren in der überarbeiteten Dauerausstellung zeigen.

Gerhard Budnick war ganz offensichtlich ein begnadeter Tüftler. Dabei war Unruhe Auslöser für das Hobby, das eine gelassene Hand erfordert. "Der jahrzehntelange Schichtdienst auf dem Stellwerk bei der Deutschen Bahn hatte ihm im Alter zugesetzt", sagt Karin Heitmann. Um der Nervosität Paroli bieten zu können, suchte er sich ein Hobby - neben Haus und Garten und der Freizeit mit den Enkelkindern. Dabei entdeckte er die Intarsienkurse im Haus im Park.

Als der 1930 Geborene vorzeitig in Rente ging, gab es kein Halten mehr. "Wir hatten drei Garagen - in keiner davon konnte man parken", erinnert sich Karin Heitmann schmunzelnd. Vater Gerhard drechselte, drehte, klebte und sägte darin, hütete dort seinen Fundus an Furnieren, restaurierte alte Möbel und stellte auch selbst welche her - inklusive der kompliziert geflochtenen Sitzflächen der Stühle.

Seine Intarsienstühle gleichen zum Verwechseln den historischen Vorbildern, die Puppenmöbel sind Ebenbilder en miniature. "Wir wohnen umgeben von Intarsienmöbeln", sagt Karin Heitmann. So hatte der Vater beste Vorbilder. "Wenn er alle Materialen so ausgebreitet hatte, durfte man kaum tief Luft holen. Sonst hätte man glatt so einen kleinen Schnibbel einatmen können", erinnert sich Karin Heitmann lachend.

Die geschickten Hände ihrer Mutter, Schneiderin Herta Budnick, haben wohliges Flair in die Puppenstuben gebracht. Sie häkelte Vorhänge, bestickte Deckchen, nähte winzige Kissen für die Wiege. Zudem spannte sie die Damen vom Häkelbüdelclub mit ein, damit die Vierländer Püppchen originalgetreu ausgestattet wurden. Auf Flohmärkten wurde um passende Miniaturen gefeilscht, um Tellerregale, Brauttruhe oder Nachttischchen bestücken zu können.

Freude haben Herta und Gerhard Budnick vielen Menschen nicht nur mit dieser Augenweide bereitet. Zudem halfen sie, großes Elend zu lindern. Über viele Jahre hinweg sind sie mit Spenden ins früher ostpreußische Königsberg gefahren, die alte Heimat von Gerhard Budnick. Ein Engagement, für das sie mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet worden sind.