Gewerbe: Zimmerei bemüht sich seit drei Jahren um ein neues Grundstück

Viele Handwerksunternehmen im Bezirk Bergedorf suchen händeringend nach Flächen, um erweitern zu können. Andere wollen umziehen, weil ihre Nachbarn kein Verständnis für Lärm oder Gestank aufbringen. Doch die elf Flächen, die derzeit von der Stadt Hamburg für Gewerbe in Bergedorf angeboten werden, sind für die Firmen kaum interessant. Sie haben schlechte Verkehrsanbindungen, ungünstige Grundstücksgrößen und -schnitte oder sind "zu weit ab vom Schuss", argumentieren die Firmeninhaber.

Zu den unzufriedenen Betriebsleitern gehören Wolfgang Pietsch und Jesco Reher von der Zimmerei Pietsch am Curslacker Deich 263. Sie wollen seit Jahren umziehen, finden aber in Bergedorf keine geeignete Fläche. Darüber sprachen sie nun mit Bernd Capeletti und Dennis Gladiator von der CDU, Bezirkshandwerksmeister Christian Hamburg sowie Klaus Fischer von der Handwerkskammer Hamburg. Fischer hatte mit den Politikern bei einer "Handwerkstour" auch drei weitere Betriebe besucht.

"Zwei der anderen Firmen, die wir besucht haben - Barthels Motorgeräte und das Autohaus Herbert Mühle - suchen auch nach neuen Flächen", sagt Capeletti. Auf dem gut 1000 Quadratmeter großen Gelände der Zimmerei Pietsch, mit 20 Mitarbeitern eine der drei größten in Hamburg, ist kaum genug Platz zum Rangieren mit den Sattelzügen. "Wir würden gern am Standort erweitern, aber die Wohnbebauung ist hier sehr dicht", sagt Reher. Hinzu kommt, dass die Nachbarn bisher viel Verständnis auch für die laute Kreissäge aufbringen würden. "Aber ich zucke jedes Mal, wenn ich in der Nachbarschaft einen Umzugswagen sehe", sagt Reher.

Gemeinsam mit neun weiteren Handwerksbetrieben wollte die Zimmerei Pietsch auf einer großen Fläche ein Handwerkerzentrum errichten. "Aber der Bezirk konnte uns keine geeigneten Flächen bieten. Daraufhin hat sich das Projekt zerschlagen. Einige sind nach Geesthacht und Mecklenburg-Vorpommern abgewandert", sagt Reher. Er und Pietsch interessieren sich für drei Grundsstücke, die alle südlich der Autobahn 25 liegen - am Curslacker Neuen Deich neben dem Asylbewerberheim, an der Ausfahrt Nettelnburg, beim Gasspeicher, und an der Randersweide, gegenüber dem Entsorgungshof.

"Die Autobahn ist eigentlich die 'Schallgrenze'", sagt Capeletti. Wenn dort jedoch Gewerbeflächen geschaffen würden, "dann sollten heimische Betriebe vorrangig behandelt werden". Reher hatte wegen der Grundstücke bereits beim Stadtentwicklungsausschuss angefragt. "Wir werden mal nachfragen, ob der Ausschuss bereits die Eigentumsverhältnisse und die Ausweisung geklärt hat. Sonst tun wir dies", sagte Gladiator. Capeletti riet den Handwerkern außerdem, nach weiteren Flächen, etwa am Kirchwerder Landweg, zu suchen, und dann "über den Wirtschaftsbeauftragten Till Bode die Politik mit ins Boot zu holen".

Die CDU-Politiker wünschen sich auch für die Fläche am Curslacker Neuen Deich, neben den Kleingärten, eine neue Ausweisung. Dort hätten sich bereits Logistiker angesiedelt, gäbe es nicht die zierliche Tellerschnecke, eine streng geschützte Tierart. "Wir haben schon vor drei Jahren in der Bezirksversammlung gefordert, die Nutzung der Flächen nicht vorrangig für Logistik-, sondern für Handwerksbetriebe zu entwickeln. Dann können die Gräben mit der Schnecke unangetastet bleiben, wären weitere teure Untersuchungen nicht nötig", sagt Gladiator.