Projekt: Vier- und Marschländer berichten von Kindheit und Jugend auf dem Land

Das Rieck-Haus wird moderner, um Altes bewahren zu können. Möglichst noch in diesem Jahr sollen Audio- und Videostationen eingerichtet werden. Dort können Besucher viel über das ländliche Leben früher und das Rieck-Haus als Beispiel für bäuerliche Kultur in den Vier- und Marschlanden erfahren - stilecht "op Platt".

"Dafür suchen wir Zeitzeugen aus den Vier- und Marschlanden, die Plattdeutsch sprechen und aus ihrer Jugend und Kindheit auf dem Land berichten können", erklärt Dr. Schanett Riller, Leiterin der Bergedorfer Museumslandschaft. Wie war das früher, als auf den Höfen noch selbst geschlachtet wurde? Wer hat als Kind noch mitgeholfen bei der Ernte? Was war vor 50 Jahren in der Freizeit angesagt? Was machten die Bauern im Winter? Und wer hatte eigentlich im Haus "die Hosen an" - der Bauer oder doch die Bäuerin? Interessant ist alles aus sämtlichen Bereichen des Lebens - von individuellen Familienfeiern über Kirchenfeste bis zum alltäglichen Dorfleben.

Auch mit passenden Erläuterungen zum Inventar des Rieck-Hauses, das zu den ältesten Hufnerhäusern im Landgebiet zählt, bleibt die Erinnerung lebendig. Wie wurden die Öfen angeheizt? Was ist ein Scheffel? Wer wurde eigentlich auf der "Hühnerbank" platziert, in der die Vierländer Stubenküken gezüchtet wurden? Manchem ist sicher noch der Schnack von Christel Eggers im Ohr, die früher mit Leib und Seele Museumswartin im Rieck-Haus war. Sie erzählte gern, dass dort Besuch sitzen musste, der möglichst bald wieder gehen sollte. Denn die Bank ist ungewöhnlich hoch, und so erklärt sich auch die Redewendung "keinen Fuß mehr auf den Boden kriegen".

Besonderen Charme bekommen die geplanten Hörstationen natürlich, wenn die Erläuterungen "op Platt" auch die örtlichen Varianten widerspiegeln: "Denn das Rieck-Haus ist ja ein Erklärort für die gesamte regionale Kultur", sagt Dr. Riller. Da ist das Marschländer Platt also ebenso willkommen wie das in Vierlanden, die sprachlichen Nuancen aus Curslack genauso wie die aus den anderen Dörfern. Eine Idee dazu: Um Unterschiede und Gemeinsamkeiten deutlich zu machen, könnten die Plattsnacker alle einen Text sprechen, dessen Variationen an einer Audiostation abrufbar wären.

Doch nicht nur fürs Ohr soll Neues geboten werden, auch Videostationen sind im Gespräch. Wer also bewegte Bilder zur Verfügung stellen kann, die mit dem Leben im Landgebiet zu tun haben, wird wie die Plattsnacker herzlich gebeten, sich zu melden: per Telefon unter 428 91 25 08 oder per E-Mail: museum @bergedorf.hamburg.de .

Neben diesem Projekt ist eine neue Sonderausstellung in Planung. Sie dreht sich um Naturspielzeug, das bis in die 1950er-Jahre hinein das Spiel in Kinderzimmern auf dem Land bestimmte. Ob Kreisel, Flöten oder Puppen - es wurde selbst gebastelt, geschnitzt, aus Stroh geflochten und aus Lehm geformt. Der Streifzug durch die Vielfalt selbstgebastelten Spielzeugs fordert auch zum Mitmachen auf.

Im Rieck-Haus, Curslacker Deich 284, ist bis einschließlich Februar Winterpause. Gruppen können trotzdem Führungen buchen. Kontakt: (040) 428 13 10 (Museumsdienst).