Ochsenwerder. Vom Vorzeigeunternehmen in die Bedeutungslosigkeit: Der Niedergang der SSB Spezialschiffbauwerft Oortkaten hat mich nachhaltig berührt.

Jahrelang war die toughe Werft ein blitzblankes Aushängeschild dafür, dass auch kleine Unternehmen überlebensfähig sind, wenn sie sich denn nur eine individuelle Nische suchen und eben besonders gut sind in dem, was sie tun.

Beides traf auf die Werft am Oortkaten zu, ihre "Bügeleisen-Fähren" sind aus dem Hamburger Hafen nicht mehr wegzudenken. Dann plötzlich, schon Ende 2013, die Insolvenz. Zahlungsunfähig, aber im Kern nicht marode. Hoffnung Anfang des Jahres. Es gebe Investoren, die die Werft kaufen und erhalten wollten. Doch die Uhr tickte. Ein Wettlauf gegen die Zeit für das gute Dutzend Mitarbeiter, den Geschäftsführer und die Werftbesitzerin. Doch der Strudel drehte sich unaufhaltsam abwärts.

Manager und Besitzerin waren sich offenbar uneinig über die Zukunft - Werft verkaufen oder nicht, an wen, zu welchem Preis -, die Werft steuerte einen schlingernden Kurs. Es gab noch Arbeit bis April, doch schon das war ein Glück auf Pump. Denn der letzte Großauftrag zog sich in die Länge, die Auftraggeberin musste letztlich sogar um zusätzliches Geld gebeten werden. War das überhaupt noch zu schaffen, das Blatt noch zu wenden? Wer konnte das Ruder rumreißen, so wie 1999, als Klaus Schlünzen nach der Grube-Insolvenz dem Werftbetrieb mit der SSB wieder neues Leben einhauchte? Offenbar niemand. Die SSB-Mannschaft wurde immer verzweifelter. Anfang Juli hieß unsere Schlagzeile "Die Situation ist kaum auszuhalten". Nur drei Wochen später die Gewissheit: SSB ist Geschichte, allen Mitarbeitern ist gekündigt. Es ist aus.

Ein großer Schatz Schiffbau-Kompetenz ist verloren. Und mit dem Anblick der "Bügeleisen-Fähren" im Hamburger Hafen ist für mich nun immer auch Wehmut verbunden.