Monitoring: Holzschädlinge sind überall - Schnelles Handeln wird empfohlen

Gut 23 Jahre ist es her, dass dem Rieck-Haus kräftig eingeheizt wurde. Damals strömte zwei Tage lang Heißluft durch Flett und Diele, um dem Gewöhnlichen Nagekäfer den Garaus zu machen. Nun soll Holzschädlingen erneut der Kampf angesagt werden.

Dr. Uwe Noldt vom Thünen Institut in Lohbrügge stellt nach einem mehrmonatigen Monitoring im Rieck-Haus fest: Das gesamte Haus ist erneut vom Gewöhnlichen Nagekäfer (Anobium punctatum) und vom Gescheckten Nagekäfer (Xestobium rufovillosum) befallen.

Dr. Uwe Noldt leitet seit 26 Jahren das Fachgebiet "Holzschäden durch Insekten" und hat im Umgang mit kulturhistorischen Stätten deutschlandweit und europaweit Erfahrung. Zudem ist er Berater für Bekämpfungsmaßnahmen. Dem Diplom-Biologen liegt das Rieck-Haus sehr am Herzen. Schon bei den Maßnahmen 1991 war er dabei.

Auf der Basis des Erstgutachtens von Manfred Eichhorn wurde das um 1533 erbaute Hufnerhaus am Curslacker Deich seit Mai regelmäßig unter die Lupe genommen. "Zunächst haben wir hier kräftig sauber gemacht", erzählt Dr. Uwe Noldt. Das Zusammenspiel von Schmutzschicht, Holz und Feuchtigkeit gefällt den holzzerstörenden Insekten, beziehungsweise ihren Larven. Ihre Gänge und Ausschlupflöcher können selbst Eichenbalken am Ende wie einen Schwamm aussehen lassen. Zwar wurde auch ein "Gegenspieler" entdeckt, der "Blaue Fellkäfer", der die beiden anderen Käfer regelrecht bekriegt. "Doch er rottet sein Beutetier nicht aus", sagt Dr. Noldt, taugt also nicht dazu, das Rieck-Haus schädlingsfrei zu bekommen.

Gemeinsam mit Assistenten und Studenten hat er die Entwicklung im Rieck-Haus beobachtet, Schädlinge eingesammelt und sie mit Hilfe von Klebefallen, Papier- und Folienabdeckungen "dingfest" gemacht. Bachelor-Student Robin Salzer von der Fachhochschule Eberswalde wird die Daten auswerten.

Klar ist aber schon jetzt, dass möglichst bald etwas gegen den Befall getan werden sollte. Dr. Uwe Noldt plädiert für eine "ganzheitliche Maßnahme", also Behandlung des gesamten Hauses und der beweglichen Teile. Möglich wäre eine Heißluftbehandlung, ähnlich wie 1991, eine Begasung oder eine feuchte-regulierte Wärmebehandlung - beziehungsweise eine Kombination. "Bei einer Heißluftbehandlung strömt einen Tag lang 100 Grad heiße Luft ins Rieck-Haus, muss das Holzinnerste mindestens eine Stunde lang auf 55 Grad erwärmt werden", erklärt Dr. Noldt. Die feucht-warme Variante kommt mit geringeren Temperaturen aus, dauert aber länger und verlangt nach einer Folieneinhüllung des Hauses. Die Begasung erfordert den Einsatz von giftigen Mitteln wie Sulfuryldifluorid.

Zur künftigen Vorbeugung schlägt der Fachmann unter anderem den Einsatz von vorbeugenden Holzschutzmitteln vor und ein "Trocknungsregime" gegen die Feuchtschäden. Ganz oben auf der Liste der Empfehlungen steht aber: Gebäudehygiene. "Es sollten nicht unkontrolliert eventuell befallene Holzgegenstände ins Haus gebracht werden. Eine vorherige Inspektion durch Fachkräfte ist sehr ratsam", sagt Dr. Noldt.

Dr. Uwe Noldt referiert am Donnerstag, 22. Januar, 19 Uhr, in der Wein- und Friesenstube, Ochsenwerder Kirchendeich 10, über "Holzzerstörende Insekten in und an unseren Häusern". Der Eintritt ist frei - Spenden fürs Rieck-Haus sind willkommen.