Mess-Stationen am Moorfleeter Deich liefern Argumente für verbesserten, betrieblichen Umweltschutz

In Zeiten von Hightech und global vernetzbaren Datenströmen wirken die Mess-Stationen am Moorfleeter Deich wie ein Anachronismus: Einfache Drahtkörbchen thronen da auf etwa eineinhalb Meter hohen Stangen, in einem steckt ein Weckglas.

"Das sind sogenannte Bergerhoff-Geräte zur Messung von Staubniederschlag beziehungsweise Schadstoffdeposition", erklärt Sinje Lehmann, Sprecherin beim Institut für Hygiene und Umwelt. Das Drahtgerüst dient als Vogelschutzkorb. In dem offenen Weckglas werden regelmäßig in vier Wochen langen Abschnitten Staubniederschläge (Depositionen) gemessen. Im Labor wird das Gesammelte von groben Verunreinigungen wie beispielsweise Blättern befreit und dann schonend getrocknet. Aus dem Rückstand kann der Gehalt von Umweltschadstoffen wie Cadmium oder Arsen bestimmt werden. Nicht gemessen werden Feinstäube, wie sie beispielsweise Lkw mit ihren Abgasen in die Luft pusten.

Am Moorfleeter Deich gibt es drei solcher Messpunkte, die vom Institut für Hygiene und Umwelt beprobt werden: Nummer 427 liegt ganz im Norden im Einmündungsbereich Moorfleeter Deich/Andreas-Meyer-Straße. Nummer 427/1 findet sich in Höhe Hausnummer 41 und Nummer 454 in Höhe Hausnummer 89. Sie sind seit 2004 im Wechsel aktiv: Die mit den ungeraden Nummern in ungeraden Jahren, der dritte in geraden. Also wird 454 gerade beprobt, sammelt eifrig Niederschläge.

Doch Schadstoffmessungen gibt es schon sehr viel länger. Bereits 1983 hatte die Umweltbehörde/die Anstalt für Hygiene damit begonnen, damals allerdings noch mit einem anderen Verfahren. Dabei wurden Messgläser an vier Eckpunkten eines Quadratkilometers aufgestellt (1x1-Kilometer-Raster). Das etwa 750 Quadratkilometer große Hamburgische Staatsgebiet war in vier Teilflächen aufgeteilt, die nacheinander jeweils für ein Jahr beprobt wurden. Als erstes Teilgebiet wurde 1983 der südöstliche Quadrant Hamburgs erfasst mit 109 Quadratkilometern und 134 Messpunkten - Nummer 427 und 454 gehörten schon damals dazu.

Doch diese Mittelwerte sind nicht zu vergleichen mit den punktuellen Messungen heute - zumal damals einiges nicht gemessen wurde und für vieles noch gar keine Grenzwerte galten. Die Daten aus der jüngeren Vergangenheit belegen: Die Werte für Staub, Blei, Cadmium, Arsen und Nickel liegen an allen Messpunkten weit unter den Grenzwerten. Auch der Gehalt an Kupfer (ohne Grenzwert) sinkt. Das war nicht immer so. 2007 lagen die Jahresmittelwerte am Messpunkt 427 teilweise weit über den Grenzwerten. Die 309 Milligramm Staub pro Quadratmeter und Tag erreichten den Grenzwert von 350 zwar nicht. Aber einige Schadstoffe lagen klar darüber (angegeben in Mikrogramm pro Quadratmeter und Tag): Blei 290 (Grenzwert 100), Arsen 10 (Grenzwert 4) und Nickel 20 (Grenzwert 15). Die Werte vergangenes Jahr: 51, 4 und 7. Dass die Immissionsbelastung durch Staubniederschlag und seine Inhaltsstoffe deutlich sinken, sei den Verbesserungen beim betrieblichen Umweltschutz zu verdanken, erklärt Sinje Lehmann. Dazu gehören unter anderem der Einsatz von Absauganlagen, Filtertechnik und die Lagerung staubender Stoffe in Hallen.