Denkmal am Moorfleeter Deich erinnert an Zollenspieker

Es ist von der Straße aus fast nicht mehr zu sehen und auch Spaziergänger am Eichbaumsee haben kaum eine Chance, es zu entdecken: das Denkmal, das da in Höhe der Hausnummer 435 am Moorfleeter Deich steht. Es ist das 1906 erbaute Pegelhäuschen, das 1993 unter Denkmalschutz gestellt wurde. Doch es fristet ein trostloses Dasein.

Nichts weist auf die frühere Bedeutung des Technikdenkmals hin. Augenscheinlich kümmert sich schon lange niemand mehr darum, vielen ist gar nicht bekannt, dass es an dieser Stelle existiert. Es ist von Grün zugewachsen, besprüht und vermüllt. Die Holztreppe, die zum Häuschen auf dem bröckelnden Steinsockel führt, ist zerstört und versperrt: "Betreten verboten", steht auf dem Schild vom Bezirksamt.

Erinnerungen werden wach an 1992 und den Abriss des denkmalgeschützten Pegelhäuschens am Zollenspieker, das bis 1982 im Einsatz gewesen war. Ein Aufschrei gellte damals durch die Reihen der Ortspolitiker, Historiker und Vierländer Kulturfreunde. Der Vorwurf: Ein Stück Technikgeschichte sei in einer "Nacht- und Nebelaktion" vernichtet worden, das Denkmalamt habe versagt. Die Sanierungskosten waren damals mit 200 000 Mark angegeben worden, das Denkmalamt hatte letztlich dem Abbruch zugestimmt.

Dem Pegelhäuschen am Moorfleeter Deich sollte das gleiche Schicksal erspart bleiben. Doch es geriet im Laufe der Jahre offenbar in Vergessenheit. Beim Denkmalamt gibt es spontan keinerlei Informationen dazu, habe man doch "derzeit 5000 Objekte im Bestand". Unsere Recherche bringt das Häuschen zumindest wieder in Erinnerung. Nun werde über ein "weiteres Vorgehen" beraten. Zuständig für die Unterhaltung des Denkmals am Rand der Grünanlage ist der Bezirk Bergedorf. Doch das Häuschen hatte nicht eben erste Priorität, die "knapp bemessenen Mittel zur Unterhaltung bezirklicher Grünanlagen" wurden eher dazu eingesetzt, die "Verkehrssicherung der Grünanlagen sicher zu stellen und deren Attraktivität weiter beizubehalten", so Sprecher Dr. Andreas Aholt. Das Denkmal bestimme wegen seines abgelegenen Standortes die Attraktivität aber nicht. Immerhin: "Mit Blick auf die Bedeutung des Pegelhäuschens als Denkmal prüft das Bezirksamt aber derzeit, welche Mittel zur Finanzierung der grob geschätzten 15 000 bis 20 000 Euro Sanierungskosten herangezogen werden können", sagt Dr. Aholt.

Tatsächlich hat das Häuschen seine eigentliche Funktion längst verloren. Als es 1906 erbaut wurde, verlief die Dove-Elbe noch direkt am Deich, maß der Pegel den Wasserstand der tideabhängigen Dove-Elbe an der Einmündung zur Gose-Elbe. 1953 wurde die Dove-Elbe mit dem Bau der Tatenberger Schleuse abgeschottet. Ebbe und Flut verloren ihren Einfluss. Durch den Bau des Wasserparks wurde der Verlauf von Dove- und Gose-Elbe verändert, die Regattastrecke entstand. Als das Pegelhäuschen 1993 als Nummer 1019 in die Denkmal-Liste aufgenommen wurde, maß es nur noch den Grundwasserstand.