Michael Kaul feuert immer dienstags seinen Holzofen in einem Gartenhaus an, um Brote herzustellen

Michael Kaul hat Ende der 60er-Jahre den Beruf des Bäckers in der Bäckerei Kaul am Ochsenwerder Elbdeich gelernt. Mit den Betreibern ist er "um mehrere Ecken verwandt". Nach seiner Meisterprüfung und Jobs in Bäckereien und Konditoreien arbeitete er 32 Jahre lang für den Konzern CSM. "Da habe ich nicht mehr selbst gebacken, aber vielen Kollegen über die Schulter geschaut. Ich war immer auf dem neuesten Stand", sagt Kaul. Nun bummelt der 63-Jährige Überstunden ab, geht dann in den Ruhestand. In seiner neu gewonnenen Freizeit hat er seine alte Liebe wieder entdeckt - das Backen.

Kaul backt nun Brote in der vermutlich kleinsten Backstube Hamburgs - in seinem Garten am Durchdeich in Fünfhausen, in einem 16 Quadratmeter großen Backhaus. "Wir haben das Gartenhäuschen umgebaut, mit einem professionellen Holzbackofen und weiteren Utensilien ausgestattet", sagt Kaul. Etwa 20 000 Euro investierte er in sein Hobby-Projekt.

In den Ofen, dessen Schamottsteine die mit Buchenholz erzeugte Wärme sehr lange speichern, schiebt der 63-Jährige an jedem Dienstag in mehreren Backvorgängen rund 30 Brotlaibe. Der Teig wird bei bis zu 300 Grad gebacken. "Hier wird gebacken wie vor 100 Jahren", sagt Kaul, der stolz auf seine handgefertigten "Spezialitäten" ist. "Die Brote schmecken besonders weich und frisch, weil sie lange gären mit viel Wasser gebacken werden."

Die Idee zu dem Backhaus entstand "bei einem Glas Wein mit Freunden". Sie freuen sich nun immer dienstags über frisches Brot aus Meisterhand - genauso wie diverse Nachbarn und Bekannte von Bekannten. "Das hat sich hier schnell rumgesprochen." Der Senior hat inzwischen ein Nebengewerbe angemeldet und sich als Handwerksbetrieb bei der Kammer eintragen lassen. Für die Brote - unter anderem Weiss-, Vollkorn-, Dinkel- oder Mehrkornbrot, Hefezöpfe, Baguette ("nach einem Rezept aus Luxemburg") und "Schwäbisches Landbrot" aus Weizen- und Roggenmehl mit Kümmel und Zuckerrübensirup ("unser Renner") - verlangt er zwischen 2 und 3 Euro. "Brötchen backe ich nicht, um den Bäckereien keine ernsthafte Konkurrenz zu machen." Im Gegenteil, der Bäckermeister sieht sein Hobby als "Missionarsarbeit", die die Konsumenten "zu alter Brotkultur zurück" führe.

Kaul will auch weiterhin nur dienstags seinen Ofen befeuern. "Die Anzahl der Brote, die ich backen kann, ist also überschaubar." Trotzdem freut er sich über weitere Kunden: "Schließlich möchte ich bei jedem Backvorgang die maximale Zahl an Broten, also bis zu 20, hineinschieben." Kaul backt immer fünf bis sieben verschiedene Sorten, probiert stets gern auch Neues aus. Verkauft werden sie zwischen 16 und 18 Uhr. In den kommenden Wochen will er auch Christstollen backen. "Es gibt schon viele Anfragen." Für das Jahr 2014 sind Backseminare geplant. Brot-Bestellungen nimmt er unter Telefon (040) 737 28 03 entgegen.