Demeter: Viehhaltung gehört in den gewünschten Hofkreislauf
Flauschig-weich fühlt sich das lockige Fell zwischen den schmucken Hörnern an. Der junge Ochse genießt sichtbar die Streicheleinheiten. Gemeinsam mit 23 Hereford-Rindern hat dieses Jungtier einen schönen Sommer auf den saftigen Weiden am Ochsenwerder Norderdeich 50 verbracht. Hier hält Gärtnerei-Inhaber Thomas Sannmann seine 24-köpfige Mutterkuh-Herde. Im nächsten Jahr wird der wollige Jungochse vielleicht seinen Weg zu Schlachtermeister Stöck antreten, wo Rinder, Schweine und Schafe aus der Region geschlachtet werden.
Eine Gärtnerei mit Viehbestand erscheint auf den ersten Blick wie ein verrücktes Hobby. Der tiefere Sinn erschließt sich durch die Zugehörigkeit Sannmanns zum Demeter-Verband, dem ältesten und anspruchsvollsten Bio-Verband weltweit. Demeter fordert von seinen Betrieben einen Hofkreislauf, in dem alles aus eigener Kraft nach biodynamischen Prinzipien hergestellt werden sollte. So auch der Dünger für die Gemüsepflanzen. "Unsere Kühe haben die ehrenvolle Aufgabe, den ganzen Tag Mist zu machen", erklärt der Gärtnermeister schmunzelnd. Aus Rinderdung, Pflanzenresten und Heilkräutern werde dann in einem aufwendigen Verfahren wertvoller Kompost hergestellt, der 40 verschiedene Gemüse, Kräuter und Salate in der 50 Hektar großen Gärtnerei aufs Beste nährt.
Damit die Herde, zu der auch ein potenter, erwachsener Bulle gehört, nicht uneingeschränkt wächst, lässt Thomas Sannmann zweimal im Jahr einige der zweieinhalb- bis dreijährigen Jungochsen schlachten. Die Tiere werden auf kurzem Weg zum Billwerder Billdeich transportiert. Im Traditionsbetrieb von Schlachtermeister Eberhard Stöck werden jeden Montag Rinder aus den Vier- und Marschlanden geschlachtet. Für Stöck wie auch für Thomas Sannmann sind nicht nur eine artgerechte Haltung, natürliche Fütterung mit Gras, Heu, Gemüse und Getreide das A und O für die Fleischqualität. "Entscheidend ist auch die letzte Lebensphase der Tiere", betont Stöck. Kurze Wege vom Heimathof zu seiner Schlachterei mit wenigen Tieren aus einer Herde verhinderten Stress und damit den hohen Adrenalin-Ausstoß. "Wenn es den Tieren auf ihrem gesamten Lebensweg gut geht, können wir mit gutem Gewissen Fleisch mit Geschmack und Charakter verkaufen", sagt Sannmann. Das habe natürlich einen höheren Preis, weil beim Demeter-Rindfleisch die artgerechte Haltung mit langen Aufzuchtzeiten und guter Fütterung zu Buche schlägt. Immer mehr Menschen wissen das zu schätzen. Sie essen bewusst weniger Fleisch, geben aber für eine gute Qualität mit ethischem Hintergrund etwas mehr Geld aus.
Am Sonnabend, 25. Oktober, gibt es wieder frisches Demeter-Rindfleisch von hofeigenen Sannmann-Rindern. Das Rindfleisch ist küchenfertig zerlegt sowie vakuumverpackt und steht von 10 bis 15 Uhr zur Abholung im Hofladen bereit. Bestellt werden kann es aber nur online unter www.shop.sannmann.com.
(wi).