Borghorster Elbwiesen: Lehmschicht nur “Mogelpackung“?

Ist die von der SPD jüngst verkündete überraschende Lösung für den Hochwasserschutz am Elbufer tatsächlich nur eine Mogelpackung? Im Ausschuss für Bau und Verkehr kochten jetzt die Emotionen hoch, als über das Vorhaben beraten wurde. "Ich fürchte, man will uns da das Fell über die Ohren ziehen", klagte Walter Bödeker (CDU) angesichts der Tatsache, dass plötzlich statt eines fünf Millionen Euro teuren Querdeichs am Elbufer eine nur gut 500 000 Euro teure zusätzliche Lehmschicht auf dem Leitdamm reichen soll.

Wie berichtet, hatten sich auf Vermittlung des Geesthachter Landtagsabgeordneten und SPD-Ortsvorsitzenden Olaf Schulze die Stadt, das Land und die Projekt-Realisierungs-Gesellschaft (ReGe) der Stadt Hamburg zusammengesetzt und nach einer Lösung für den bisher nicht ausreichenden Hochwasserschutz des an der Vierlander Straße gelegenen Gewerbegebiets beraten. Als Lösung wurde von der SPD vorab der Einbau von zusätzlich 70 Zentimeter Lehm im vorhandenen Leitdamm auf Hamburger Gebiet verkündet. So soll künftig eine Durchfeuchtung des nur aus einem Sandkern ohne spezielle Abdeckung bestehenden Leitdamms verhindert werden. Problem dabei: Die ReGe wird die Borghorster Elbwiesen künftig als Ökoausgleich fluten, wenn die Elbe entsprechend hoch steht. Das Wasser ist also vorhanden - so ist es egal, ob der Leitdamm durchnässt oder nicht.

Der Deich, den die Stadt Geesthacht mit Hilfe des Landes in den vergangenen Jahren von der Schleuse bis zum Mischwerk für fünf Millionen Euro aus dem Leitdamm entwickelt hat, bietet auf der Westseite also weiterhin keinen abschließenden Schutz. Würde in Hamburg der Leitdamm brechen, flösse das Wasser bei Sturmflut oder Hochwasser bis zur Düneberger Straße. Nur ein Querdeich, der schon im Planfeststellungsverfahren für den neuen Deich als Bedingung genannt wurde, gilt als effektiver Schutz. Er müsste bis in die Besenhorster Sandberge reichen.

"Der Leitdamm, der künftig ein Straßendamm wird, gilt auch nach der Maßnahme nicht als Hochwasserschutz", sagte Bauamtsleiter Peter Junge im Ausschuss. Er spricht sich aber dennoch für die zusätzliche Lehmschicht aus. Junge: "Damit hätten wir immerhin etwas erreicht, denn den Querdeich sehe ich noch nicht." Und es ist tatsächlich unklar, ob und wann der Querdeich gebaut wird. Während die SPD-Politiker der kleinen Teillösung zustimmen wollten, forderten die CDU und die Grünen mehr. "Wenn wir hier einfach so zustimmen, bekommen wir den Querdeich sicher nicht", meinte Bödeker. "Ich gehe davon aus, dass wir den Querdeich brauchen", betonte auch Gerhard Boll (Grüne). So wurde der Beschluss für die Lehmschicht nach intensiver Beratung dadurch ergänzt, dass Geesthacht in Kiel weiterhin Druck machen soll, damit der Querdeich realisiert wird.

Der Zeitplan sieht jetzt vor, dass im Zuge der ReGe-Bauarbeiten am Leitdamm unter der Grasnarbe der vorhandene Sand gegen einen Meter Lehm ausgetauscht wird. 30 Zentimeter hatte die ReGe selbst geplant, 70 Zentimeter für 520 000 Euro Zusatzkosten finanzieren Geesthacht und Schleswig-Holstein (90 Prozent). Im Frühsommer 2015 sollen die Arbeiten beginnen.