Jungmeister werben für das Handwerk

"Der Nachwuchs-Schuh drückt uns doch in allen Gewerken des Handwerks", sagt Friseurmeisterin Ann-Cathrin Wagner aus Zollenspieker. "Da macht es Sinn, dass wir Jungmeister uns gemeinsam um qualifizierte Lehrlinge bemühen und unsere Aktionen koordinieren." Vor Kurzem haben sich junge Meister aus dem Bezirk zur Azubi-Werbung zusammengetan. Die Führungskräfte aus dem Bauhandwerk, Installateure, Dachdecker und Zimmerleute - keiner von ihnen ist älter als 30 - treffen sich monatlich im "Krauler Koog", sammeln dort Ideen, entwickeln Strategien, bringen Kampagnen auf den Weg.

"Im kommenden Winterhalbjahr konzentrieren wir uns voll und ganz auf die Bergedorfer Bautage im Frühjahr", sagt Ann-Cathrin Wagner. Dort will die Gruppe dem Handwerker-Zelt einen moderneren Anstrich verpassen und besonders die Nachwuchs-Anwerbung anschaulicher gestalten. "Wir brauchen da etwas zum Anfassen, damit Berufsanfänger einen ersten praktischen Eindruck von der Sache haben", sagt Installateur- und Heizungsbaumeister Nils Bestier aus Ochsenwerder. Am Infostand seines Handwerksberufs möchte er daher einen Rohrabschneider bereithalten, mit dem man probeweise ein Kupferrohr durchtrennen kann. Bei den Maurern kann Meister Thorsten Scheer aus Altengamme sich vorstellen, ein paar Dutzend Mauersteine mitzubringen, die dann von Schulabsolventen ganz klassisch zu Mauerwerksverbänden aufgeschichtet werden. Ann-Cathrin Wagner will einfache Friseurarbeiten wie Fönen, Legen, Lockenwickeln an lebenden Modellen anbieten.

Wie sehr der Nachwuchsmangel auf den Nägeln brennt, hat jeder der jungen Meister schon erfahren. "Ich hatte im letzten Jahr zwar 20 Bewerbungen, aber keine Bewerberin war annähernd qualifiziert", sagt Friseurmeisterin Wagner. "Ob Rechnen oder Rechtschreibung, da fehlte es an allem." Auch Installateur Bestier kennt Bewerbungen "auf einer halben DIN-A4-Seite, wo sogar der Name des Berufs falsch geschrieben war. Wir haben seit vier Jahren keinen Azubi mehr eingestellt."

Nach den Bautagen will die Jungmeistergruppe auch eigene Projekte stemmen, etwa eine Ausbildungsbörse im Mai. Ebenso sind Mitstreiter aus anderen Gewerken willkommen. Nächstes Treffen: 16. Oktober, 19 Uhr, Krauler Kroog.