Betr.: “Es geht nicht ohne Wohnschiffe“, Vier- und Marschlande-Seite vom 6. 9. 2014

Im Artikel heißt es zum möglichen Liegeplatz Oortkaten sinngemäß, man könne den Flüchtlingen diesen Standort nicht zumuten, weil er 1.) weit außerhalb liegt und 2.) keinerlei Anbindung an das Nahverkehrssystem hat. Ich musste mir die Passage zweimal durchlesen, um die Ungeheuerlichkeit dieser Aussage zu begreifen. Liegt Oortkaten in der Einöde? Fernab jeglicher Zivilisation? Ein Ort, der alle zehn Tage von einem Postschiff angesteuert wird, um die Bewohner mit den nötigsten Gütern zu versorgen? Man kennt solche Zustände aus Teilen unserer Erde.

Ich darf darauf hinweisen, dass der Bereich Hohendeich/Oortkaten seit vielen Generationen von Menschen bewohnt wird, die sich dort ausgesprochen wohl fühlen. Es gibt sogar eine Busverbindung (120er) nach Hamburg. Gut, dieser fährt nur einmal pro Stunde und Richtung. Aber das hat bisher ja auch niemanden gestört. Aber kaum kommt das Thema "Flüchtlingsaufnahme" ins Spiel, ist es plötzlich ein Makel und ein Grund, das Wohnschiff dann doch nicht dort zu stationieren Welch eine Unverschämtheit gegenüber den Anwohnern, die diesen Zustand ja auch "ertragen" müssen.

Ob die vorgeschlagenen Liegeplätze brauchbar sind oder nicht, kann und will ich nicht beurteilen. Aber das Fehlen einer üppigen Infrastruktur (Einkauf und Verkehr) als Gegenargument einzusetzen, ist eine Frechheit. Immerhin handelt es sich doch um Menschen, die um Leib und Leben fürchtend Asyl bei uns beantragen und dankbar für eine sichere Unterkunft sind. Zumindest wird uns das fortwährend erzählt.

Joachim Möller, 21037 Hamburg

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