Vor 100 Jahren begann der Erste Weltkrieg - Das Landgebiet beklagte viele Tote

Heute vor 100 Jahren begann der Erste Weltkrieg. "Bis Weihnachten ist alles vorbei", hieß es zuerst im Begeisterungstaumel. Doch der Krieg entwickelte sich zu einem vierjährigen Massensterben.

Allein 236 Tote hatten die Familien zu beklagen, die in Kirchwerder lebten. Ihre Männer, Väter und Söhne taten Dienst im Hamburger Infanterieregiment 76, starben vor allem vor Verdun (Frankreich). 1916 tobte dort eine der schlimmsten Materialschlachten des Weltkriegs. Etwa 320 000 Deutsche und Franzosen wurden dabei getötet, starben im Maschinengewehrfeuer oder wurden von Artillerie-Granaten zerfetzt oder lebendig begraben.

Von den etwa 4500 Einwohnern des Hamburger Teils von Kirchwerder - etwa 500 Menschen wohnten damals im preußischen Teil - waren 1352 Männer in den Krieg gezogen. Der damals elfjährige Karl Timmann aus Kirchwerder bekam von seinem Vater am Tag des Kriegsausbruchs den Auftrag, die Stoppelfelder zu pflügen. "Ich war der einzige, der an dem Nachmittag noch auf dem Feld arbeiten musste", erinnerte sich Karl Timmann vor 25 Jahren in unserer Zeitung. Der Schulbetrieb ging weiter, zu den Siegen in der Anfangszeit gab es schulfrei. Doch das wurde bald weniger, genauso die Extrablätter, die Siege meldeten.

Dafür wurden Lebensmittel knapp. "Da in unserer Gegend kein Getreide angebaut wurde, fehlte Mehl. Nach dem Steckrüben-Winter 1916/17 feierten wir meine Konfirmation mit Steckrüben-Torte statt Kuchen", berichtete Richard Busch (Tatenberg) 75. Jahre nach Kriegsausbruch.

"Aus der Heimat - Weihnachtsgrüße für Ochsenwärders Krieger in der Ferne" war ein vierseitiges Extrablatt übertitelt, das Weihnachten 1914 von der "Kriegshilfe im Kirchspiel Ochsenwerder" an die Front geschickt wurde. Darin werden 17 Namen von Männern aufgelistet, die "den Heldentod fürs Vaterland gestorben sind aus unserer Landschaft". Dann folgen die Namen von 32 Verwundeten, sowie von sieben "krank liegenden" und von sechs Soldaten, die "gefangen und vermisst" sind. Fünf Soldaten erhielten das Eiserne Kreuz, darunter Unteroffizier Johann Schwormstädt "vom Fährhause": Er hatte die feindliche Schützenlinie durchbrochen, um Munition und Verstärkung heranzuholen. Auf dem Rückweg brachte er "seinen schwer verwundeten Hauptmann aus dem Feuer". Auf einer anderen Seite wird den Soldaten an der Front berichtet, wer seit dem 2. August in Ochsenwerder getraut worden war.

Im Haus 3 des Auswanderermuseums BallinStadt, Veddeler Bogen 2, ist ab heute eine neue Sonderausstellung zu sehen: Sie zeigt die Auswandererhallen als Marinelazarett - so wie während des Ersten Weltkriegs.

Infos online unter www.ballinstadt.de .