Paradiesisch: Karl-Heinz Schomann und seine Freunde entspannen beim Marschbahndamm

Häufig sitzt Karl-Heinz Schomann (79) schon morgens um 7 Uhr auf einem Gartenstuhl vor der kleinen Hütte und schaut in die Ferne. Der Blick gleitet über üppiges Grün und ruhige Teiche. Ein weißer Fischreiher zieht seine Kreise. Ein Karpfen springt aus dem Wasser. Rascheln und Zwitschern zeigen weitere Tiere in der Nähe an: 80 000 Quadratmeter groß ist dieses Paradies querab vom Marschbahndamm.

Karl-Heinz "Kuddel" Schomann hat dieses Refugium gepachtet, teilt es mit elf Anderen. Eigentlich bilden sie eine private Angelgruppe. Doch dieses Terrain bietet noch so viel mehr Möglichkeiten. "Kuddel ist hier der Boss", sagt Hermann Vorbeck (80) und tatsächlich hat sich der Schmiedemeister um viele Dinge an und auf den Teichen verdient gemacht. So hat er einen Schlammsauger konstruiert, den er "Lutschi" taufte. Damit werden vier der nur etwa 1,50 Meter tiefen Gewässer abgefahren und von zu viel Schlamm befreit. Er fließt in einen weiteren Teich, der als Auffangbecken dient. Ehemals entstanden sind die lang gezogenen, jeweils etwa sieben Meter breiten grundwassergespeisten Gewässer durch den Abbau von Klei, der für die Deiche verwendet wurde.

Auch an Land war Karl-Heinz Schomann handwerklich aktiv. So hat er zwei Storchenhorste aufgebaut und dafür auch die Nestringe geschmiedet. Das Brutnest kann er mit einer individuell angepassten Seilwindenkonstruktion bequem absenken, um es sauber zu machen.

Im vergangenen Jahr hatten sich die Störche "Elke und Paul" dort schon häuslich eingerichtet. Aber mit dem Nachwuchs klappte es nicht. Dieses Jahr "haben Grau- und Kanadagänse sie verscheucht", ist Schomann überzeugt. Bis zu 70 Stück hat er schon bei den Teichen gezählt: "Die überdüngen hier alles, verdrängen die anderen Tiere", sagt er. Sie sind für ihn ein rotes Tuch.

Dabei ist der 79-jährige ein absoluter Tierfreund. Nicht nur Störchen bietet er ein Zuhause. Auch für Eulen, Fledermäuse, Schwalben, Meisen und allerlei andere Singvögel hat er Nistkästen gebaut und aufgestellt. Liebevolle Details dürfen dabei nicht fehlen, wie kleine Regenrinnen an einem frei aufgestellten Dachfirst, der verschiedene Nistmöglichkeiten beherbergt. Am Ufer findet sich eine andere Wohnkolonie: Hier verschwinden blitzschnell Eisvögel in sicheren Höhlen. "Hallo Butschi", ruft Karl-Heinz Schomann und weiße, lange Hälse recken sich in seine Richtung - ein Schwanenpaar, das mit sechs Jungtieren über die Teiche schwimmt.

"Andere sitzen mit der Flasche in der Hand vor dem Fernsehgerät, ich finde hier Entspannung und kann völlig abschalten", sagt Karl-Heinz Schomann. Manchmal verbringen die Angelfreunde auch eine Nacht an den Teichen. Jeder Biss ist weithin zu sehen, denn es werden Knicklichter als Leuchtposen an den Sehnen befestigt. Was aus den Teichen herausgeholt wird, das haben die Angelfreunde zumeist irgendwann zuvor auch hineingesetzt. Regelmäßig bestücken sie die Teiche unter anderem mit Karpfen, Hecht und Forelle und teilen sich die Kosten. Auch kleine Köderfische schwimmen in einem Helter.

Gern will die Gruppe auch andere an ihrem Paradies teilhaben lassen, würde noch drei Interessierte aufnehmen - auch Frauen. Wer gern angelt und die Natur liebt, kann sich an Karl-Heinz Schomann wenden, Tel. 01 71 185 84 17.