Umstellung: Warum Gärtnermeister Tobias Haack jetzt wieder auf die konventionelle Landwirtschaft setzt

Tobias Haack ist Gärtner mit Leib und Seele. Um sich und seine Familie vom Gemüse-Verkauf ernähren zu können, schlägt der 42-Jährige immer wieder mal neue Wege ein, baut er auch "exotische" Pflanzen an - mit mehr oder weniger Erfolg. Fünf Jahre lang setzte Haack auch auf Bio-Anbau.

Doch die Produktion von Bio-Zucchini, -Tomaten, -Gurken und anderen -Gemüsearten rentierte sich nicht. Haack stellte wieder komplett auf konventionelle Landwirtschaft um. Am Allermöher Deich baute er auf bis zu acht Hektar Land Bio-Gemüse an. Weitere zwölf Hektar nutzte er für die Grün-Düngung, "damit sich der Boden erholen kann". Haack: "Der konventionelle Anbau von Gemüse am Moorfleeter Deich auf einer Fläche von 35 Hektar lief aber auch während der Bio-Phase weiter. Schließlich macht das meine Familie schon seit mehr als 135 Jahren."

Neben dem Juniorchef packen Vater Erhard Haack und dessen Frau sowie Tobias Haacks Frau im heimischen Betrieb kräftig mit an. Außerdem gibt es zehn fest angestellte Mitarbeiter und bis zu 30 Saisonkräfte. Für den Bio-Anbau verdoppelte Tobias Haack die Zahl der Mitarbeiter, was die Produktionskosten enorm in die Höhe trieb. "Anders war das aber nicht zu schaffen. Schließlich musste das Unkraut komplett per Hand gerupft werden und war für die Ungeziefer-Bekämpfung fast keine Chemie erlaubt", sagt er. Statt Mineral- wurde organischer Dünger wie Mist und Hornspäne benutzt. Haack: "Die Nährstoffe sind allerdings die gleichen."

Plötzlich wurden Bio-Produkte auch in den Discountern angeboten. Haack: "Die haben aber nicht mehr für Bio-Produkte bezahlt als für konventionell angebautes Gemüse." Deshalb hat der Gärtnermeister sogar hochwertiges Bio-Gemüse an seine Abnehmer für konventionelle Ware verkauft. Im Laden wurde es dann nicht als "Bio" deklariert. Haack: "Ich habe mich so über die Dumpingpreise geärgert, dass ich dann lieber an die anderen verkauft habe. Von denen habe ich zumindest nicht weniger Geld bekommen." Weil Haack sein Bio-Gemüse unter dem Strich unter den Produktionskosten verkaufen musste, zog er schließlich die Notbremse.

Haack: "Die Bio-Schiene funktioniert nur, wenn der Betrieb riesig ist und mit nur wenigen Kulturen auf Masse setzen kann. Dann bringen auch geringe Gewinnspannen etwas. Dafür sind wir aber zu klein." Eine weitere Möglichkeit sei ein eigener Vertrieb, wie ihn etwa die Gärtnerei Sannmann (Ochsenwerder) mit ihrem Gemüsekisten-Abo für zahlreiche langjährige Stammkunden hat. "So etwas ist heute, wo Bio-Gemüse in jedem Supermarkt erhältlich ist, aber kaum noch aufzubauen", sagt Haack. Der Gärtnermeister setzt aber auch beim konventionellen Anbau auf ein gesundes ökologisches Bewusststein: Gespritzt wird nur, wenn es gar nicht anders geht. "Ansonsten setzen wir auf den Einsatz von Nützlingen", sagt er.

Haack will frische, gesunde Ware an die Menschen in seiner Region verkaufen. Deshalb zählt sein Betrieb zum "Hamburger Bauerngarten", zu dem sich bisher 15 Gärtnereien zusammengeschlossen haben. Sie wollen mit ihrer Nähe zum Verbraucher punkten.

Haack baut auch "Nischen-Produkte" wie Rote Bete und essbare Blüten an - mit großem Erfolg. Die Blumen-Blüten werden in vielen Restaurants serviert. "Die regionale Gastronomie ist sowieso einer unserer besten Kunden", sagt Haack. Er verkauft sein Gemüse meist über Zwischenhändler auf dem Hamburger Großmarkt. Dort kaufen auch viele Wochenmarkt-Händler Gurken, Kohl, Zucchini oder Tomaten aus den Gewächshäusern Haacks. In Spitzenzeiten werden beispielsweise mehr als 1800 Kilogramm Tomaten verkauft - pro Woche.

"Mit der Bio-Schiene haben wir Verlust gemacht. Er konnte durch den konventionellen Anbau allerdings aufgefangen werden", sagt Haack und fügt hinzu: "Aber ich habe es immerhin ausprobiert. Sich immer auf das Bestehende zu verlassen und nichts Neues zu wagen, halte ich grundsätzlich für falsch."