Kirchwerder (tv). Das kleine Anwesen sieht schmuck und gepflegt aus, auf den Stellplätzen hinter der Hecke stehen zwei noch nicht sehr alte Honda CR-V, auf dem Rasenstück bezeugt eine flatternde Deutschlandfahne Freude und Stolz auf den WM-Sieg.

Nichts am Kirchwerder Hausdeich 327 deutet auf eine Notsituation hin. Doch offenbar trügt der Schein: Die untere Hälfte des Hauses wird heute um 10 Uhr auf dem Bergedorfer Amtsgericht versteigert.

Für den Ersteher der 98 Quadratmeter großen Erdgeschosswohnung - einschließlich zehn Quadratmeter vermieteter Wohnraum im Keller - könnte es ein Schnäppchen werden: Auf 143 000 Euro hat ein unabhängiger Gutachter den Verkehrswert festgelegt. Bereits für die Hälfte dieses Betrags könnte das Objekt heute unter den Hammer kommen und den Eigentümer wechseln - sofern kein Interessent höher bietet und die Hamburgerische Investitions- und Förderbank als betreibende Gläubigerin einverstanden ist. Bei einem Meistgebot ab 100 100 Euro (das sind 70 Prozent des Verkehrswertes) kann die Bank den Zuschlag nicht mehr verhindern, ohne das ganze Verfahren einzustellen. Doch dann würde es Monate oder möglicherweise Jahre dauern, bis das Geldinstitut den ersten Cent bekommt.

Die Bushaltestelle vor der Tür, die Schule Kirchwerder gleich nebenan - das Grundstück hat besonders für junge Familien eine Traumlage. Das Haus ist im Jahr 1996 errichtet, hat im Erdgeschoss drei Zimmer, davon eins mit offener Küche, Bad, Gäste-WC und eine Terrasse. "Der Ausstattungsstandard entspricht heutigen Wohnansprüchen", heißt es im Gutachten für das Gericht, "die Wohnung ist mit Holzdielen ausgelegt."

Der jetzige Eigentümer und Bewohner der Wohnung war gestern telefonisch nicht zu erreichen. Der obere Teil des Hauses, in dem seine Eltern wohnen, ist nicht Gegenstand der Versteigerung.