Schule: Kirchwerder hatte zahlreiche Unternehmen zu Gast

Berufsorientierung wird in der Stadtteilschule Kirchwerder groß geschrieben. Von der fünften Klasse bis zum Abitur gibt es Praktika, Projekte, Betriebsbesichtigungen und "Praxis-Lern-Tage". Die Achtklässler besuchten gestern am Kirchwerder Hausdeich 341 einen "Berufe-Markt der Möglichkeiten".

In Klassenräumen und in der Aula präsentierten diverse Unternehmen sich und ihre Branchen. Jeder Schüler ließ sich mindestens vier Berufe vorstellen, informierte sich über Ausbildungsdauer und benötigten Schulabschluss.

Katharina Preuß von der Kanzlei KSP in der Hamburger Innenstadt (rund 500 Mitarbeiter) informierte über die Berufsbilder von Rechtsanwälten und weiteren KSP-Angestellten. "Wir stellen jedes Jahr mindestens zehn Auszubildende ein. Fast alle werden übernommen", sagt sie. Voraussetzung für einen Ausbildungsplatz in der Kanzlei - etwa zum Kaufmann für Büromanagement - ist mindestens die Mittlere Reife.

Hermann Odemann von MAN in Moorfleet, hatte stets Gesellschaft: Er informierte über die Berufe bei den Lkw- und Motoren-Spezialisten nicht in der Schule, sondern auf dem Hof - in einem Truck. Sehr gut besucht waren auch die "Vorstellungen" von Derya Yildirim-Kis. Die Polizistin berichtete den 13- und 14-Jährigen vom Alltag ihrer etwa 9500 Hamburger Kollegen. "Sie haben rund 1400 Einsätze am Tag", sagt sie. Enttäuscht zeigte sich die Polizistin, als sich von rund 30 anwesenden Schülern keiner auf die Frage meldete, wer Polizist werden wolle. Immerhin: Fünf Schüler spielten mit dem Gedanken.

Sie erfuhren unter anderem, dass Beamte im gehobenen Dienst, etwa Kriminalpolizisten, studiert haben. Gut an kam bei den Schülern ein Rollenspiel, bei dem Achtklässler gemeinsam mit der Polizistin eine Handy-Abzocke mit Festnahme und Erfassung der Daten simulierten.

"Ein neues Handy ist den Jugendlichen scheinbar oft wichtiger als die Wahl ihres Berufs", sagt Bernd Witt, der bei Hauni Maschinenbau AG als Ausbilder für Zerspanungs-Mechaniker arbeitet. Er schlug außerdem vor, beim nächsten Berufe-Markt kleinere Schülergruppen einzurichten: "Dann müssen die jungen Leute vor ihren Schulkameraden nicht so sehr einen auf cool machen."

Hauni bietet jährlich bis zu 50 Lehrstellen an. "In der Regel werden die Azubis mit einem 18-Monate-Zeitvertrag übernommen, einige auch unbefristet", sagt Witt. Gesucht werden etwa Industriekaufleute oder Produktdesigner.

Jan-Hendrik Behn (21), Mechatroniker-Azubi bei der Hauni, berichtete den Achtklässlern von seiner Lehre: "Ihr benötigt dafür mindestens eine gute Mittlere Reife und solltet gut sein in Mathe und Physik. Das Programmieren elektronischer Geräte gehört ebenso zu seinen Aufgaben wie etwa das Schleifen von Metall. Nebenan, am Stand der Bergedorfer Glaserei Sommer, empfahl René Wegner (24) ein Praktikum vor der Lehre: "Dann weiß der Jugendliche, was auf ihn zukommt." Michael Mönning von Westermann Kältetechnik (Allermöhe) rät bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz zu Beharrlichkeit: "Nachfragen kommt gut an."