Hof Bardowicks: Uralter, morscher Baumstumpf kippt um - Störche verlieren Horst und Gelege

Ein umgestürzter, etwa acht Meter hoher Eichbaumstumpf samt Storchenhorst und drei zerbrochene Eier haben gestern am Neuengammer Hausdeich für Aufregung gesorgt.

Anwohner und Gegner des in der Nähe geplanten Windkraftanlagen-Repowerings argwöhnten, dass die Eiche auf dem Hof Bardowicks absichtlich zu Fall gebracht worden sei. Denn ein Storchenhorst im 1000-Meter-Radius der Windkraftanlagen könnte das Modernisieren verhindern. Eine Nachbarin will vormittags Sägegeräusche gehört haben. Auch Norbert Meyer-Ramien mag nicht glauben, dass der Horst "mir nichts, dir nichts" umgefallen ist. Als er von der Straße aus nachschauen wollte, ob der Baum noch steht, sei er von Gerhard Bardowicks mit einer Schaufel bedroht worden. "Ich werde bei der Polizei Anzeige erstatten", sagt Meyer-Ramien.

Gerhard Bardowicks bestätigt, dass er dem Neuengammer den Zutritt verwehrte. Doch die Schaufel habe er wegen der vorherigen Arbeiten in der Hand gehabt. Der Vorwurf, die Eiche sei abgesägt worden, sei absurd. Tatsächlich ragt die riesige Baumwurzel des umgestürzten Eichbaumstumpfs meterhoch in den Himmel. Der morsche, ausgehöhlte Stamm weist keinerlei Sägespuren auf. Die mehr als 200 Jahre alte Eiche hat schon seit 30 Jahren keine Baumkrone mehr. Jürgen Pelch, Storchenbeauftragter beim Naturschutzbund Deutschland, sagt: "So ein toter Baum wird auch gern von Ameisen bevölkert, verrottet und kann dann irgendwann einfach umfallen."

Auf dem Hof nisten schon seit vielen Jahrzehnten Störche. Allerdings bevorzugten die Zugvögel statt des Eichenstumpfes seit Jahren einen Erlenstamm, etwa 100 Meter entfernt. Als die Erle im Frühjahr einem Sturm nicht standhielt, wurde Horst-Ersatz im Deichvorland geschaffen. Doch nun bauten die Störche auf der morschen Eiche ein Nest. "Wir haben uns gefreut, dass sie wieder so nah am Haus nisten", sagt Gerhard Bardowicks. Er sei froh, dass kein Kind dort spielte, als der Baum umfiel. Gemeinsam mit Klaus Soltau und Jens Heidorn von der NET OHG sorgte er sofort für Ersatz. Mit Hilfe eines Teleskopladers stellten sie den alten Strommast samt Horst aus dem Deichvorland nur wenige Meter neben der umgestürzten Eiche auf - im selben Abstand zu den Windkraftanlagen wie zuvor.