Kirchwerder. Seit die Nächte frostfrei sind und die Temperaturen über fünf Grad Celsius steigen, wird es lebhaft bei den Amphibien.

Sobald nachts etwa zehn Grad Celsius erreicht werden und darüber hinaus Regen fällt, ist der optimale Zeitpunkt gekommen, der eine Massenwanderung bei den Kröten auslöst.

Temperatur und Feuchtigkeit aktivieren nach und nach auch andere Amphibienarten, ihre Laichgewässer aufzusuchen. Besonders spektakulär ist jedoch die Wanderung der Erdkröte (Bufo bufo). Erdkröten gehören zu den Froschlurchen (diejenigen ohne Schwanz) und sind dämmerungs- und nachtaktiv. Den Tag und auch den Winter verbringen sie versteckt im Unterholz.

Zur Fortpflanzung kehren sie an das Laichgewässer zurück, das sie als Jungkröte verlassen haben. Diese Ortstreue kann ihnen zum Verhängnis werden, wenn ihr Lebensraum von einer Straße durchschnitten wird. Kröten bewegen sich nur langsam fort und die Gefahr, dass sie unter Autoreifen zu Tode kommen, ist erheblich. Der Reitdeich, der zum Teil entlang des Naturschutzgebietes "Die Reit" durch eine Schranke gesperrt ist, lindert die Todesrate der Amphibien.

Sicherlich ist das äußere Erscheinungsbild einer Kröte nicht gerade bildschön, jedoch spielt die Erdkröte in der Natur eine wichtige Rolle. Sie verspeist viele Schnecken, Würmer und Insekten und wird im biologischen Gartenbau durchaus gern als "Schädlingsbekämpfer" gesehen.

In der Krötenhaut befinden sich Drüsen, die Gifte enthalten. Aus den paarig seitlich am Kopf angeordneten "Parotisdrüsen" können Erdkröten aktiv Gifttropfen austreten lassen. Trotz dieser Giftproduktion haben Kröten Fressfeinde wie Marder, Marderhunde, Greifvögel, Krähen und Reiher. Parasiten wie die Krötengoldfliege oder Plattegel können Kröten töten.

Krötenweibchen sind deutlich größer als ihre Männchen und können zwölf Zentimeter erreichen. Die maximal neun Zentimeter langen Männchen sind in der Überzahl und versuchen bereits bei der Wanderung zu den Laichgewässern, ein Weibchen zu finden. Dieses wird dann mit festem Griff (Amplexus) umklammert. und Konkurrenten werden strampelnd abgewehrt. Es kommt häufig vor, dass Männchen im Eifer der Suche nach einem Weibchen einen Geschlechtsgenossen umklammern. Der reagiert mit einem Abwehrlaut. Lockende Rufe der Männchen aus dem Laichgewässer heraus sind selten und auch nicht laut. Kröten haben keine Schallblasen und damit keinen Resonanzkörper, der ihre Stimme verstärkt.

Im Gewässer werden die Eier in schnurförmiger Gallerte durch Herumschwimmen des Paares an Wasserpflanzen angehängt oder Pflanzentriebe umwickelt. Nach dem Ablaichen in ihrem angestammten Teich kehren die Kröten einzeln zurück zu ihrem Habitat an Land. Die Kaulquappen haben viele Feinde wie den Hecht, Flussbarsch oder den Gelbrandkäfer und Libellenlarven. Die Jungtiere, die überlebt haben, klettern etwa drei Monate später, frisch verwandelt als zehn Millimeter kleine Jungkröten, an Land und suchen sich einen Lebensraum. Die Erdkröte ist die häufigste Amphibienart in Europa.

Die Autorin ist Biologin und lebt in Kirchwerder