“Käpt'n Kudd'l“ pendelt mit seinen Schiffen seit 1984 zwischen Zollenspieker und Hoopte über die Elbe

Die Fährverbindung Zollenspieker-Hoopte wäre längst Geschichte, wenn Karl-Heinz Büchel alias "Käpt'n Kudd'l" nicht vor 30 Jahren von den Landungsbrücken elbaufwärts gerückt wäre. Er gab seinen Barkassen-Betrieb im Hamburger Hafen auf, um den Fährverkehr zwischen Hamburg und Niedersachsen zu übernehmen. Am 1. April 1984 fuhr "Kudd'l" das erste Mal mit einer Schleppbarkasse, an die ein Prahm (Schiff ohne eigenen Antrieb) gekoppelt war, Passagiere über die Elbe.

"Damals, im Herbst 1983, habe ich zwei Barkassen und zwei Prahme von meinem Vorgänger übernommen", sagt Büchel. Nur einen Prahm habe er behalten und für 150 000 Mark reparieren lassen, "der Rest wurde verschrottet." Damals habe niemand den Fährbetrieb übernehmen wollen. "Andererseits forderten die Menschen hier, dass die Fähre weiter existieren soll", sagt Büchel. Er bezeichnet sich als "verrückten Idealisten". Büchel: "Ich habe Hamburg nach dem Krieg mit aufgebaut. Diese Mentalität, nach der Unternehmen vom Markt verschwinden sollen, sobald sie rote Zahlen schreiben, ist mir zuwider."

Büchel: "Meine Kollegen an den Landungsbrücken haben mich für verrückt erklärt, weil ich einen gut gehenden Betrieb aufgeben wollte. Sie prophezeiten sie mir, dass ich den Fährbetrieb kein Jahr lang durchhalten würde." Doch Büchel hatte schnell Erfolg. "Ich bin ehrgeizig und arbeite 13, 14 Stunden am Tag - sieben Tage die Woche", sagt er. Auch im Winter würden sich "Käpt'n Kudd'l" und sein sieben Mitarbeiter starkes Team nicht ausruhen: "Dann bringen wir die Schiffe auf der Werft in Ordnung." Bis 1992 war Büchel mit der Barkasse mit Prahm unterwegs, dann mit der "Spieker Möwe". Sie bot Platz für bis zu acht Autos. Seit 2007 setzt Büchel die "Hoopter Möwe 2" (24 Autos) ein. Der 75-Jährige war nur in den ersten drei Jahren selbst am Steuerrad. Doch bis heute packt er tatkräftig mit an, etwa beim Einweisen der Autos.

Büchel wollte eigentlich Schiffszimmermann werden, fand aber keine Lehrstelle. Deshalb begann er 1953 eine Lehre als Schiffsmodellbauer. "Einen Tag nach meiner Lehre heuerte ich als Schiffsjunge auf einem Hafenschlepper an." 1967 erwarb der auf St. Pauli geborene Büchel sein Kapitänspatent, ein Jahr darauf machte er sich mit einer eigenen Barkasse selbstständig. Sein Geschäft an Landungsbrücke 7 - Hafenrund- und Wassertaxi-Fahrten - baute er schnell aus. In der Hochzeit verfügte Büchel über vier Barkassen und einen Verkaufsstand. "Ich war der erste, der dort Fischbrötchen und Räucheraal verkauft hat."

Der Hamburger Jung ist zum vierten Mal verheiratet. Er hat zwei Töchter aus erster Ehe, einen Sohn aus dritter Ehe und einen Stiefsohn aus seiner jetzigen Beziehung.

Abends gelte sein letztes Gebet immer verstopften Autobahnen und Schnellstraßen: "Ich bin vermutlich der einzige Stau-Fan weit und breit", sagt er und grinst. Denn sobald es sich staut, verkauft "Kudd'l" mehr Tickets. Doch der reine Fährbetrieb würde sich nicht rentieren: "Das funktioniert nur in Kombination mit den Imbissen und mit den Ausflugsfahrten mit den Fahrgastschiffen." Wie lange der 75-Jährige seinen Betrieb weiter führen möchte? "Bis der schwarze Wagen mich abholen kommt. Ohne meinen Beruf kann ich nicht leben."