Versorgung: Lange Wege - Kaum Mediziner in Marschlanden

Lange Wartezeiten auf Arzttermine, volle Praxen und kaum Fachärzte in der Nähe: So stellt sich die ärztliche Versorgung im Landgebiet dar. Die SPD hat sich jetzt bei ihrem monatlichen Frühschoppen intensiv mit dem Thema befasst. Diskutiert wurden dabei unter anderem das Für und Wider von Ärztehäusern und die Macht der Kassenärztlichen Vereinigung.

Der Sozial- und Gesundheitsexperte Birger Kirstein informierte über den Versorgungsgrad mit Hausärzten in den Vier- und Marschlanden, der sich nach dem Verhältnis von Einwohnern und Ärzten berechnet. Danach sind beispielsweise Curslack und Kirchwerder mit Hausärzten überversorgt. Demgegenüber gibt es nicht einen Allgemeinmediziner in weiten Teilen der Marschlande.

Das Missverhältnis spielt für die Kassenärztliche Vereinigung allerdings keine Rolle. Für sie gilt ganz Hamburg als eine Versorgungsregion. Dafür ist es unerheblich, ob sich die Praxen in Winterhude oder Altengamme befinden.

Zudem gibt es für alle zugelassenen Kassenärzte ein gemeinsames Budget. Mehr Ärzte hieße also weniger Budgetanteil pro Praxis. Gert Keckstadt erläuterte, dass viele Kassenärzte wegen der Budgetdeckelung schon heute nicht alle erbrachten Leistungen bezahlt bekommen und auf bis zu 30 Prozent verzichten müssten.

So wird sich auch mit der Errichtung eines Ärztehauses, wie es am Süderquerweg und offenbar auch in Neuengamme geplant ist, die Zahl der Ärzte im Landgebiet nicht erhöhen, sondern nur anders verteilen. Der Vorteil von Ärztehäusern mit eigenständigen Praxen: Kurze Wege für Patienten vor Ort, wirtschaftlicheres Arbeiten der Praxen, die sich Ressourcen teilen können. Der Nachteil: Ärzte verschwinden aus den anderen Stadtteilen, Wege werden für Patienten länger. Das ist besonders für die älteren ein Problem - Tendenz steigend angesichts der demografischen Entwicklung.

Zwar würden die Weichen vom Bund gestellt, doch lokal könnten attraktive Rahmenbedingungen - etwa günstige Mieten - dafür sorgen, dass sich Ärzte auch gern im Landgebiet ansiedeln.