Himalaya: Gunter Niemann (62) erkundet den dritthöchsten Berg der Welt

Gunther Niemann sorgt seit zehn Jahren an Hamburgs südlichstem Punkt für ein abwechslungsreiches Kulturangebot, denn der 62-Jährige stellt die Programme für das Zollenspieker Fährhaus zusammen. Hin und wieder ist er auch selbst ein Teil davon. Dann präsentiert er einmalig schöne Bilder seiner Reisen und begeistert mit seinen Berichten aus einer anderen Welt. In wenigen Tagen zieht es ihn wieder in den Himalaya. Zum siebten Mal schon.

Warum immer wieder Himalaya? "Ich kann auch Kreuzfahrt", sagt Niemann und lacht. Doch das ist die Ausnahme. Er hat schon viel von der Welt gesehen, in Europa ebenso wie etwa in Indien, Südafrika oder Saudi Arabien. Nach Auto- und Motorradtouren entdeckte er den Reiz des Laufens. 1998 ging es so mit kleinem Gepäck und guten Wanderstiefeln das erste Mal nach Nepal. Seither lässt Niemann der Landstrich nicht mehr los. Warum immer wieder Himalaya? "Es ist einfach diese grandiose Natur, die Herzlichkeit der Menschen. Dieses kleine Nepal ist eingequetscht zwischen Indien und China und hat doch acht der höchsten Gipfel der Welt", versucht Niemann eine Erklärung.

Gemeinsam mit einem Porterguide will er noch einmal zum Kanchenjunga, dem mit 8586 Metern dritthöchsten Berg der Welt. Der Name lässt sich mit "Die fünf Schätze des Himmels" übersetzen und passt zu den fünf Gipfeln. Er liegt an der Grenze zu Indien. Niemann erinnert ihn als "sehr abgelegen und authentisch" und hofft, dass dort "auch heute noch keine Fernseher herumstehen oder Smartphones klingeln".

Der 62-Jährige hält sich mit Volleyball, Tennis und Wandern topfit. Doch er will nicht den Berggipfel bezwingen. Schon die Tour ins Basislager (etwa 5500 Meter) ist anstrengend. Je höher es geht, desto knapper wird der Sauerstoffgehalt in der Luft. Irgendwann kostet jeder Schritt immense Überwindung. Doch das schreckt Niemann nicht. Im Gegenteil. Er zieht Kraft aus der Grenzerfahrung. Das einfache Leben in den Bergen erdet ihn, die Begegnung mit den Menschen dort macht demütig. "Sie zeigen einem, dass man auch mit wenig auskommen und glücklich sein kann und man sich nicht über jeden Kleinkram aufregen muss", sagt Niemann und hat längst erkannt, dass Reichtum letztlich keine Frage des Geldes ist.

Bei seinen Vorträgen wird er häufig gefragt: "Was ist, wenn etwas passiert?" Niemann sagt überzeugt: "Mit so einer Frage darf man gar nicht erst losgehen. Ich sage: Es passiert nichts." Es sei nicht von Vorteil, sich im Vorwege Katastrophen auszumalen. Entscheidungen fallen spontan. So wie auf einer Tour in der Everest-Region, bei der er stolperte und sich einen Finger brach. Der schwoll heftig an und der Ring ließ sich nicht abziehen. Das nächste Krankenhaus war einen Tagesmarsch entfernt. Schließlich zückte ein Träger eine Eisensäge. Doch er zerteilte nur den Ring - der Finger blieb dran.