Zukunft: Letzter Auftrag läuft aus - Grundstücksverkauf noch ungeklärt

Die Uhr tickt für die SSB-Werft am Oortkatenufer. Heute geht das Unternehmen mit seinen 14 festen und zwei Teilzeit-Kräften von der vorläufigen Phase in die eigentliche Insolvenz. Geschäftsführer Álvaro Leonardo Moreno spricht von einem "Wettlauf mit der Zeit". Dabei ist er noch immer zuversichtlich, dass einer von sechs Interessenten den Werftbetrieb weiterführen wird.

Bis Ende April soll der letzte Auftrag fertig sein: eine gut 27 Meter lange und 7,8 Meter breite Flachfähre für die Hadag, die auch bei Hochwasser unter den Brücken Hamburgs durchpasst. Spätestens dann müsste auch geklärt sein, wie es mit der SSB-Werft weitergeht, sollen die Mitarbeiter dort eine Zukunftschance haben. "Die Jungs hier sind wirklich wahre Künstler. Solche Leute bekommt man heute gar nicht mehr. Die haben ein riesiges Know-how", schwärmt Moreno von der Mannschaft. So gut wie alle seien flexible Allrounder, könnten überall beim Schiffsbau eingesetzt werden. Sie schweißen ebenso gut wie sie den Innenausbau des Schiffes bewältigen oder den Motor mit einbauen. Manche sind schon seit Jahrzehnten dabei, haben schon beim SSB-Vorgänger auf der Grube-Werft gearbeitet.

Der ehemalige Kommanditist und Schiffsbauingenieur Klaus Schlünzen hatte die SSB-Werft nach der Grube-Insolvenz 1999 neu aufgebaut und ihr besonders mit den "Bügeleisen"-Schiffen für die Hadag ein eigenes Profil gegeben. Um den Werftenstandort abzusichern, hatten Schlünzen und seine Lebensgefährtin Renate Schütte damals die Grundstücksgesellschaft Hafen Oortkaten Hamburg GbR gegründet und die zwei Hektar große Fläche verpachtet. Nach Schlünzens Tod übernahm Schütte 2008 die SSB-Geschäftsführung. Seit Oktober 2013 ist auch Betriebswirt Moreno Geschäftsführer und leitet das operative Geschäft. Er konnte die Insolvenz nicht abwenden, sorgte aber mit dem Insolvenzverwalter Sven Holger Undritz binnen kürzester Zeit dafür, dass ein Nachfolger agieren könnte. Seither scheint alles von Renate Schütte abzuhängen.

Sowohl Moreno als auch Schütte ist sehr an einer Zukunft für die Belegschaft gelegen. Doch die Gesellschafterin muss entscheiden, ob sie das ihr gehörende Gelände samt der Gebäude inklusive der 110-Meter-Quer-Slipanlage der SSB-Werft verkaufen oder verpachten will. Danach richtet sich, welche Investoren zum Zuge kommen können. "Noch ist alles in der Schwebe", sagt Schütte, zumal sie von Kaufinteressierten noch keine Preisvorstellungen gehört habe.

Am Sonntag, 2. März, ist die SSB-Werft auch Thema im "Hafenkonzert", Moderation Jan Graf (6 Uhr, NDR 90,3 - zusammengefasste Wiederholung Montag, 20 Uhr). Die Reportage von Dietrich Lehmann ist fünf Minuten lang.