Projekt: Zahlreiche Schulen sind dabei - Jugendliche fungieren als Vorbilder

In zahlreichen Bergedorfer Grundschulen können sich die Klassenlehrer entspannt zurücklehnen und Schülern den Unterricht überlassen - zumindest für eine Schulstunde. Denn beim Projekt "Jugendliche lesen Grundschülern vor" besuchen mehrere Hundert Stadtteilschüler Kinder aus den jüngeren Jahrgängen anderer Schulen. Sie lesen ihnen aus gefragten Büchern vor. Dieser "Schüleraustausch" erstreckt sich über den gesamten "Lesemonat Februar".

In der benachbarten Grundschule Kirchwerder lasen die Stadtteilschülerinnen Sina Dittrich und Jenny Ebel (beide 15, Klasse 10 c) aus "Die Sache mit den Meerschweinchen" vor. Die 24 Zweitklässler bedankten sich mit kräftigem Applaus. "Die waren sehr aufmerksam. Wir konnten 37 Seiten vorlesen", sagt Sina. Ihre Klassenkameradin fügt hinzu: "Nach einer Zeit habe ich ganz vergessen, dass wir ein Publikum haben." Sina kennt es auch anders: "In einer anderen Schule waren die Kinder sehr unruhig. Das hat mich aus dem Konzept gebracht." Die Mädchen lesen auch außerhalb von Klassenzimmern gern - derzeit Romane mit fantastischem Touch.

Das regionale Vorlese-Projekt gibt es bereits zum fünften Mal. "Es ist von Jahr zu Jahr gewachsen. Inzwischen ist jede Stadtteilschule und fast jede Grundschule dabei", sagt Koordinatorin Birte Priebe. Sie arbeitet als Sprach-Lern-Beraterin an der Stadtteilschule Kirchwerder. Verfolgt werden mehrere Ziele: Begeisterung für das Lesen und Vorlesen wecken ist ebenso wichtig wie die Präsentation jugendlicher Vorbilder in den Grundschulklassen. Die Vernetzung der Schulen ist ein weiterer wichtiger Punkt. Durch das Projekt können die Kleinen Vertrauen in die Großen und deren Schule gewinnen, schon eine Beziehung zu den Älteren aufbauen.

Inzwischen sind Partnerschaften zwischen den Schulen entstanden, die über den "Lesemonat" hinausgehen. So lesen beispielsweise Schüler der Stadtteilschule Bergedorf regelmäßig an den Grundschulen Nettelnburg und Friedrich-Frank-Bogen vor. Die Grundschüler bedanken sich mit Gegenbesuchen, bei denen Dritt- oder Viertklässler älteren Schülern vorlesen.

Im kommenden Schuljahr startet ein Pilotprojekt, das ebenfalls aus den Februar-Lesungen entstanden ist: Nicht die Klassenbesten, sondern Fünft- und Sechstklässler mit Förderbedarf im Sprachbereich der Stadtteilschule Kirchwerder lesen Erstklässlern der benachbarten Grundschule vor. "Die Leseförderung der Kinder und Jugendlichen hat in der Sprachförderung und Sprachbildung einen hohen Stellenwert", sagt Birte Priebe. "Die Stadtteilschüler bekommen Aufgaben, für die es sich lohnt, zu üben."