Verstoß: Verblendstein des Neubaus entspricht nicht den Vorgaben der Baugenehmigung

Das Kunststoff-Banner am Gerüst hängt auf einer Seite schlaff herunter, sodass die Aufschrift nicht mehr vollständig zu lesen ist. "Hier entsteht ein neuer Aldi-Markt" verkünden die Lettern auf der Folie. Doch zurzeit scheint die Baustelle am Neuengammer Hausdeich 207 in eine Art Schockstarre gefallen zu sein. Uwe Czaplenski hat "die Investoren dringend zu einem klärenden Gespräch gebeten". Denn Bergedorfs Baudezernent war zu Ohren gekommen, dass sie sich nicht an die Vorgaben der Baugenehmigung halten.

Der Essener Konzern hat offenbar ein Händchen dafür, sich selbst Steine in den Weg zu legen - und das im wahrsten Sinne des Wortes. Denn die Steine, mit denen die Mauern des Neubaus bereits in großen Teilen verblendet wurden, entsprechen nicht der Baugenehmigung. Sie schreibt einen rötlichen Verblendstein vor. Das Unternehmen entschied sich aber für einen anthrazitfarbenen Stein.

Mit dem Standort Neuengamme hat es Aldi Nord bislang nicht leicht gehabt. Seit 2001 versucht der Lebensmittel-Discounter, in Nachbarschaft zum Vierländer Markt Fuß zu fassen - anfangs westlich des Heinrich-Stubbe-Wegs, wo jetzt die Filiale der Vierländer Volksbank steht. Beide Male - sowohl 2001 als auch 2005 - wurde das Vorhaben vonseiten des Bezirks abgelehnt. Aldi unterlag auf dem Klageweg. Zwischenzeitlich verhandelte der Discounter mit der Familie Clausen über eine Ansiedlung südlich des Vierländer Marktes. Auch diese Pläne scheiterten. Schließlich wurde das Unternehmen mit der Familie Stahlbuhk handelseinig und kann nun einen Aldi-Markt in unmittelbarer Nachbarschaft zum Vierländer Markt bauen.

Aber es gab weitere Hindernisse. Obwohl die Baugenehmigung seit September 2012 vorliegt, verschob sich der Baustart auf den Sommer 2013. Erst meldete die Kulturbehörde wegen des benachbarten, denkmalgeschützten Ensembles aus Wohn- und Wirtschaftsgebäude sowie Scheune Bedenken gegen das Bauvorhaben an. Als die Behörde schließlich signalisierte, den Aldi-Markt zu dulden, zog sich der Vertragsabschluss mit der Familie Stahlbuhk in die Länge.

Zuletzt bremste die Politik den Essener Konzern im Oktober aus. Der wollte plötzlich die Fläche der Lagerräume um 100 auf 550 Quadratmeter vergrößern. Zu viel, meinte die Mehrheit im Bauausschuss. Denn damit verfüge die Nebenfläche über fast 70 Prozent der 800 Quadratmeter großen Verkaufsfläche, üblich sei aber ungefähr ein Viertel. Und nun der falsche Farbton beim Verblendstein. "Noch haben wir formal nichts verfügt", sagt Czaplenski und dementiert damit einen Baustopp. Aber er möchte schon kurzfristig wissen, "wie es dazu kommen konnte".