Trauer: Der plötzliche Tod des 55-Jährigen löst große Bestürzung aus

Das Stover Rennen ist jedes Jahr ein Zuschauermagnet mit Volksfestcharakter, zieht bei gutem Wetter locker 10 000 Gäste an - viele davon aus den Vier- und Marschlanden. Doch im 140. Jahr seines Bestehens ist die für den 13. Juli geplante Ausrichtung plötzlich völlig ungewiss. Denn Hauptorganisator Jörn Reimers ist tot. Der 55-Jährige hat sich das Leben genommen.

Der Vorstand des Stover Rennvereins um den Vorsitzenden Günther Porth, dem auch Reimers angehörte, ist bestürzt und traurig. Gut 30 Jahre lang war Jörn Reimers Motor des Stover Rennens, hat es mit Unterstützung der gesamten Familie und des Vereins mit ausgerichtet. Auch auf der anderen Seite der Elbe ist die Fassungslosigkeit groß, engagierte sich Reimers doch seit Jahrzehnten als Zeltwirt bei den Schützenfesten der Vierländer Schützengesellschaft (VSG).

Der jährliche Sommertermin für das große Fest am Stover Elbstrand gilt vielen Menschen als stets eingeplantes Muss - ob es aus Kübeln schüttet oder Hitzerekorde erreicht werden. Bei gut 20 Trab-, Galopp- und Ponyrennen kann mitgefiebert und bei den meisten auch gewettet werden. Da werden aus zehn Euro Einsatz schon mal 10 000 Euro. Doch das Stover Rennen punktet nicht nur als Wettarena, sondern besonders durch sein familienfreundliches Volksfestflair samt Festzelten und Kinderprogramm.

Die Geschichte des Stover Rennvereins ist zugleich auch ein Stück Familiengeschichte, die Bernhard Reimers (1928 bis 2009) zusammengetragen hat. So war der Ur-Ur-Ur-Großvater von Jörn Reimers, Peter Harms, 1874 Mitbegründer des Vereins. Ihm und Nicolaus Zeyn gehörte der Wärder hinter dem Stover Holz. Dort wurde die erste, 876 Meter lange Rennbahn gebaut, auf der schon im Juli 1875 die ersten sieben Rennen starteten. Mit dabei waren schon damals viele Besucher und Teilnehmer aus Vierlanden. Manche Namen, die damals für erfolgreiche Pferde und Reiter standen, sind es heute noch, wie beispielsweise Heitmann und Kellinghusen oder Stahlbuhk.

Nach jahrelanger, steigender Beliebtheit gab es 1889 erstmals kein Rennen, stand wenige Jahre später auch der Verein kurz vor dem Aus: Die Hamburger Konkurrenz samt Wettmöglichkeit über Totalisator war zu groß.

Doch der Verein hielt sich, obwohl für Stove das erste Schreibtoto erst 1949 genehmigt wurde, und bietet bis heute zudem besondere Attraktionen. So starteten beispielsweise auch Radfahrer auf der Bahn, gab es 1932 die ersten Amazonenrennen und Schaunummern mit Motorrädern. Zum 60-jährigen Bestehen rückte gar die Kavallerie an - vom Reiterregiment 13 aus Lüneburg. Später flitzten Luftkissenboote über die neue Bahn, drehten zur Freude der Zuschauer auch gewichtige Kaltblüter und sogar Dromedare darauf ihre Runden.