Herzbrücke: Projekt ermöglicht Operation kranker Kinder aus Krisengebieten

Diesen "nicht enden wollenden Abschied" tut sich Brigitte Eichholz kein zweites Mal an: erst am Kirchwerder Elbdeich, dann am Flughafen in Fuhlsbüttel und zum Schluss in Kabul. Zum ersten Mal begleitete die Gastmutter die erfolgreich operierten "Herzbrücke"-Kinder, darunter auch ihre "dritte Tochter" Razia, zurück nach Afghanistan.

"Das war wirklich anstrengend", sagt die Kinder-Intensiv-Krankenschwester, die seit 30 Jahren im Altonaer Kinderkrankenhaus beschäftigt ist und bei der Nachbetreuung operierter Kinder mit dem Projekt "Herzbrücke" in Kontakt kam.

Denn wenn die Kinder in Hamburg ankommen, sind sie schwach und ängstlich, weil sie nicht wissen, was sie fernab der Heimat erwartet. Drei Monate später, mittlerweile erfolgreich operiert, sprühen sie nur so vor Kraft und Energie. "Ein Sack voller Flöhe lässt sich leichter hüten", sagt Brigitte Eichholz lachend.

Am 10. Dezember bestiegen die 49-Jährige, Dr. Same Khorrami vom "Herzbrücke"-Team und Alberto da Silva Correia, Pflegerische Leitung Bereich Intensivmedizin, das Flugzeug nach Dubai. Professor Dr. Friedrich-Christian Rieß, gebürtiger Reinbeker und selbst Vater von sechs Kindern, hatte es sich nicht nehmen lassen, seine Schützlinge in Fuhlsbüttel zu verabschieden. Fünfmal hießen er und seine Frau Annette bereits ein "Herzbrücke"-Kind in ihrer Familie willkommen.

Razia, die nur mit dem, was sie am Körper trug, nach Hamburg gekommen war, flog nun mit 30 Kilogramm Gepäck zurück in ihre Heimat. Kleidung, Schuhe, Spielsachen, Bücher und "Naschis" füllten ihren Koffer. Brigitte Eichholz packte dagegen nur das Nötigste für sich ein, den großen Rest machten Geschenke für ihre beiden ehemaligen Gastkinder, Storay und Shila, aus.

Groß dann die Wiedersehensfreude am nächsten Morgen in Kabul: Razias Vater Mohammadin holte seine Tochter in Begleitung eines Onkels ab. Die neunjährige Krishma erblickte zum ersten Mal klar und deutlich ihre Familie. Dank Optiker-Bode-Stiftung trägt sie nun eine Brille mit neun Dioptrien starken Gläsern. Zwischen all' den Begrüßungen und Hallos dann ein Knall: "Ich habe gleich gewusst, dass das eine Bombe war", sagt Brigitte Eichholz. Tatsächlich gab es einen Anschlag vor dem Krankenhaus in der Nähe.

Während Dr. Khorrami Razias Vater und den anderen Eltern erklärte, welche Medikamente ihre Kinder wie lange nehmen müssen, saßen drei "Herzbrücke"-Kinder immer noch allein in der Ankunftshalle. "Die Eltern trudelten dann aber noch ein", sagt die Gastmutter lachend. "Sie hatten sich nur verspätet." Was ihr besonders gefiel: "Razias Familie blieb bis zum Schluss, bis auch wir uns auf den Weg ins Hotel machten."

Doch statt sich nach dem langen Trip ins Bett zu legen, schlenderten die Drei über Basare in Afghanistans Hauptstadt. "Es gibt dort wirklich alles", sagt Brigitte Eichholz, "leider können es sich nur wenige leisten." Bei ihrem zweiten Besuch gefiel ihr Kabul schon wesentlich besser. Auch eine dritte Begegnung kann sie sich vorstellen. "Dann aber nur, um 'mein herzkrankes Kind' abzuholen."