Erfolgsprojekt: Mitstreiterinnen gesucht für den Besuchsdienst der Landfrauen

. Manchmal macht das Alter sprachlos. Partner und Freund leben nicht mehr, in der Wohnung wird es still. Wer dazu noch gebrechlich ist und das Haus nicht mehr verlassen kann, dem droht Vereinsamung, der wird stumm.

Acht Kirchwerder Landfrauen wollen Abhilfe schaffen. Sie nehmen sich einmal die Woche Zeit, um einsame Menschen in den Vier- und Marschlanden zu besuchen. Mit den Seniorinnen im Alter von 70 bis 90 Jahren gehen die Frauen jede Woche für mindestens eine Stunde spazieren, lesen ihnen aus der Zeitung vor, klönen oder hören einfach nur zu. Vor gut zwei Jahren starteten sie mit dem Besuchs- und Begleitdienst für ältere Menschen unter dem Motto "LafüSe" - Landfrauen für Senioren. Das Projekt ist ein Erfolg. Deshalb suchen die Landfrauen dringend Verstärkung, um weiteren Senioren Gesellschaft schenken zu können.

"Die Nachfrage nach unseren Besuchen ist groß, aber wir wollen das Projekt langsam wachsen lassen. Zwischen den Ehrenamtlichen und den Senioren entwickelt sich ja ein Vertrauensverhältnis. So etwas braucht Zeit", sagt Marlis Lütten (60). Die Vorsitzende der Kirchwerder Landfrauen koordiniert die Besuchsdienste ihrer acht "Mitarbeiterinnen". Sie selbst besucht keine Senioren. Marlis Lütten: "Ich bin berufstätig und habe auch nach Feierabend sehr viel um die Ohren. Deshalb beschränke ich mich auf die Organisation des Projektes.".

Die Begleiterinnen spenden ihre Zeit gegen die Einsamkeit. Pflege- und hauswirtschaftliche Dienste übernehmen sie nicht. "Davon wollen wir uns ja auch gerade abgrenzen - Menschen unter Zeitdruck waschen, füttern und versorgen. Das ist nicht unsere Aufgabe. Uns geht es um das Zwischenmenschliche", sagt Marlis Lütten.

Einmal im Monat treffen sich die Ehrenamtlichen (60 bis 70 Jahre) bei einer Landfrau zu Hause, um neue Absprachen zu treffen und Neuigkeiten auszutauschen - oder auch, um Probleme und belastende Situationen zu bewältigen. "Eine von uns hat eine Seniorin verstorben vorgefunden, als sie sie wieder besuchen wollte. Das ging ihr sehr nahe", sagt Marlis Lütten. Andere Frauen müssten etwa mit der fortschreitenden Demenz ihrer Besuchs-Bekanntschaften klar kommen.

Um Grundlagen im Umgang mit den Senioren zu erlangen, haben die Landfrauen den "Orientierungskursus ältere Menschen besuchen und begleiten" besucht, den das Freiwilligen-Zentrum Hamburg anbietet. Marlis Lütten: "Außerdem sind 'meine Damen' alle gestandene Frauen mit viel Lebenserfahrung. Einige der Landfrauen haben ihre Eltern gepflegt oder andere belastende Situationen durchgestanden."

Die Landfrauen sind Teil des "Netzwerks Besuchsdienst Bergedorf", das vor kurzem ins Leben gerufen wurde. Mit dabei sind unter anderem der Besuchsdienst des Hauses im Park, das Deutsche Rote Kreuz und das Kirchspiel Bergedorf. Das Netzwerk hält weitere Schulungsangebote für die ehrenamtlichen Begleiter parat.

Die Landfrauen haben alle ein eigenes Auto, können deshalb Senioren im gesamten Landgebiet besuchen. Das Projekt wird vom Bezirksamt bezuschusst. "Deshalb gibt es etwas Spritgeld", sagt Marlis Lütten. Auch für Flyer ist Geld vorhanden. 1000 Flugblätter werden nun in Apotheken und Arztpraxen ausgelegt. Sie informieren über das Projekt, richten sich auch an neue Helferinnen.

Wer an regelmäßigen Besuchen interessiert ist oder selbst als Zeitspenderin aktiv werden möchte, wählt die Telefonnummer der Kirchwerder Landfrauen: (040) 723 94 98.