Jubiläum: Irene und Lutz-Michael Harder engagieren sich seit 40 Jahren in Neuengamme

Irene und Lutz-Michael Harder sind ein perfekt eingespieltes, erfolgreiches Team. Seit 40 Jahren geben sie in Neuengamme kirchenmusikalisch den Ton an - mit außerordentlich wohlem Klang. Ihr Wirken lässt nicht nur sie selbst im Glanze stehen, sondern mit ihnen ganze Generationen an Sängerinnen und Sängern. Dafür werden die 72 und 71 Jahre alten Vollblutmusiker nicht nur bewundert und verehrt. Dafür werden sie geliebt.

Der großen Liebe zueinander ist es zu verdanken, dass Irene und Lutz-Michael Harder überhaupt nach Neuengamme kommen konnten. Sie sind in Halle/Saale aufgewachsen und haben sich an der Kirchenmusikschule kennengelernt. Doch anders als seine Freundin durfte Lutz-Michael Harder 1963 nicht in den Westen übersiedeln. "Sie hat es aber mit sehr viel Ausdauer und Mut geschafft, dass ich nach fünf Jahren der Trennung vom Westen freigekauft wurde", sagt Lutz-Michael Harder.

1973 zog die kleine Familie mit Tochter Julia nach Neuengamme, wurde Lutz-Michael Harder Kirchenmusiker, Irene Harder Lehrerin in der Schule Curslack-Neuengamme. Damals wie heute ist sie von seiner Seite nicht wegzudenken. Denn seine Karriere als lyrischer Tenor, Konzert- und Opernsänger, die ihn bis nach Japan und Lateinamerika führte, sowie seine Professur für Gesang an der Hannoverschen Hochschule wären neben der Arbeit als Kirchenmusiker in Neuengamme ohne Irene Harder so nicht machbar gewesen. Schon vor 25 Jahren, als das Ehepaar für sein Engagement mit dem Ansverus-Kreuz ausgezeichnet wurde, lobte der damalige Propst Konrad Lindemann ihre vorbildliche Arbeit mit dem Spatzen- und Kinderchor: "Du hast eine ganze Generation von Chorsängerinnen und -sängern erzogen, die heute in der Kantorei mitwirken." Derzeit arbeitet sie mit fünf Chorgruppen an der Stimmbildung. Bei den wöchentlichen Proben der Kantorei ist sie am Flügel das "Orchester", unterstützt bei Aufführungen den Chor auch gesanglich.

Bei Harders Amtsantritt zählte die Kantorei etwa 25 Mitglieder. Heute sind es bis zu 130, mit denen unvergessliche Oratorien-Aufführungen möglich sind. Dazu gehören auch die berührenden Gedenkkonzerte im ehemaligen Klinkerwerk, zu denen der damalige Pastor Jürgen Köhler 1992 anregte. "In der Kantorei herrscht ein Klima von gegenseitiger Liebe. Da geben wir und sie alles hinein", sagt Irene Harder. Manche sind der Kantorei schon seit 40 Jahren treu.

Auch Tochter Julia Sandberger (42) ist als Sängerin in die musikalischen Fußstapfen der Eltern getreten. Sohn Sebastian (38) spielt Schlagzeug und überzeugt seinen Vater immer mal wieder von "ganz exzellenten Stücken", die auch die Pop-Musik zu bieten hat. Doch: "Ich käme nie auf die Idee, in eine Disco zu gehen", sagt Harder.

Seit 2002 darf sich Professor Lutz-Michael Harder auch Kirchenmusikdirektor nennen - eine besondere Ehre für den Hochengagierten. Nach seiner Pensionierung 2007 und der Beendigung seiner Sängerkarriere widmet er sich intensiv dem Orgelspiel, übt bis zu fünf Stunden am Tag. "Als Sänger habe ich Lampenfieber vor dem Auftritt nie als störend empfunden", sagt Harder und schmunzelt, denn vor Orgelkonzerten flattern die Nerven schon eher - das Los des Perfektionisten, der selbstredend auch auf den Tasten brilliert.