Regionalausschuss: Knapp 12 Millionen Euro sollen in den nächsten Jahren verbaut werden

Damit hatte wohl niemand gerechnet: Dr. Karl Hähne, in der Abteilung Gewässer und Hochwasserschutz des Landesbetriebs Straßen, Brücken und Gewässer (LSBG) zuständig für Planung und Entwurf, präsentierte den Mitgliedern des Regionalausschusses nicht nur zwei, sondern drei Schöpfwerke und weitere Vorhaben, die dafür sorgen sollen, dass die Vier- und Marschlande künftig vor Überschwemmungen sicher sind - vor allem dann, wenn in der Elbe Sturmflut herrscht und gleichzeitig Starkregen niederprasselt.

Zuletzt zeigte sich im Januar 2012, dass bei dieser Wetterkonstellation die Pegelstände in Dove- und Gose-Elbe schnell kritisch werden. Denn sowohl die Seitenarme der Elbe als auch das 850 Kilometer lange Grabensystem können nur über die Tatenberger Schleuse entwässert werden. Das soll sich perspektivisch ändern. So gab der LSBG zunächst eine hydraulische Untersuchung in Auftrag, deren Ergebnisse anschließend die Grundlage für die Planungs- und Ingenieurgesellschaft Grontmij bildeten.

Die Ingenieure spielten mehrere Varianten durch, überprüften deren hydraulische Wirksamkeit und machten Kosten-Nutzen-Untersuchungen. Wobei die Kosten Bau und Betrieb der Anlagen beinhalteten, der Nutzen als vermiedener Schaden ausgedrückt wurde. Der Betrachtungszeitraum erstreckte sich über 80 Jahre - das entspricht der Lebensdauer der Bauwerke -, in dem zwei Überflutungen angenommen wurden. Das Ergebnis: "Drei kleine, dezentrale Schöpfwerke sind effektiver und günstiger als ein großes in Tatenberg", sagte Gunnar Harms, Bauingenieur von Grontmij. "Letzteres hätte kaum Einfluss auf die obere Dove-Elbe."

Dort soll als erstes ein Schöpfwerk gebaut werden, später auch in Neudorf und in Zollenspieker. Zudem müssen die Tore am Binnenhaupt der Krapphofschleuse erneuert werden. Das Schöpfwerk an der oberen Dove-Elbe soll über zwei Pumpen mit einer Leistung von jeweils sechs Kubikmeter pro Sekunde verfügen, eine dritte Pumpe soll es als Reserve geben. "Zudem muss die Dove-Elbe ausgebaut werden, eine Sanierung der Hausdeich-Durchlässe ist ebenfalls erforderlich", sagte Dr. Hähne. Die beiden Schöpfwerke in Neudorf und Zollenspieker werden mit jeweils zwei Pumpen ausgestattet, die einen halben Kubikmeter Wasser pro Sekunde in die Elbe fördern.

"Die Kosten belaufen sich auf 11 978 800 Euro", sagte Hähne. Das Projekt sei Bestandteil des laufenden Hochwasserschutzprogramms und werde anteilig aus dem Topf für Küstenschutz und von der Stadt Hamburg finanziert. In puncto Dove-Elbe-Schöpfwerk habe es bereits erste Gespräche mit Eigentümern gegeben. Hähne geht davon aus, dass Ende 2014 der Planfeststellungsantrag gestellt werden könne, etwa ein Jahr später der Beschluss vorliege und somit 2016 mit dem Bau begonnen werden könne.

Die Politiker waren mehr als zufrieden ob dieser positiven Nachricht. Zumal das Gehörte die geplanten Überschwemmungsgebiete "eigentlich überflüssig" mache, wie Ausschussvorsitzender Bernd Capeletti (CDU) und Peter Gabriel (SPD) unisono meinten. Hähne musste sie enttäuschen: Nach EU-Recht seien die Überschwemmungsgebiete trotzdem auszuweisen. Und einen Austausch zwischen diesen beiden Abteilungen habe es gegeben, versicherte Hähne auf Nachfrage Jörg Frohs (CDU). Deichvogt Peter Stoof sprach sich "gegen weitere Einbauten im Deich" aus, die die Schöpfwerke zwangsläufig mitsichbringen.