Gedenken: Schülerinnen bei Kranzniederlegung in Neuengamme

Wenn Peter Burmester an den Volkstrauertag denkt, kommen ihm nicht als erstes Kranzniederlegungen und Gedenkreden in den Sinn. Der 87-Jährige denkt dann an seinen Vater. "Der wurde von den Nationalsozialisten 1934 umgebracht, weil er Kommunist war", sagt der Senior. Burmester gehörte gestern zu den rund 80 Besuchern, die in der KZ-Gedenkstätte Neuengamme den Opfern von Krieg und Gewalt gedachten.

Peter Burmester, der lange in Bergedorf gelebt hat, ist am Volkstrauertag häufig in der KZ-Gedenkstätte am Jean-Dolidier-Weg 75. Im "Dritten Reich" war er mit seiner Mutter, die aufgrund ihrer politischen Gesinnung ebenfalls verfolgt wurde, 1937 nach Schweden emigriert.

Vor der Hohen Stele, dem 27 Meter hohen Mahnmal, sprach Hamburgs zweite Bürgermeisterin, Dr. Dorothee Stapelfeldt. Zu ihren Zuhörern zählten zahlreiche Politiker aus dem Bergedorfer und aus dem Hamburger Rathaus. Stapelfeldt erinnerte daran, dass "das nationalsozialistische Selektions- und Vernichtungssystem in seiner durchgeplanten Perfektion weltweit ohne Beispiel geblieben" ist. Stapelfeldt: "Das alles ist erst 70 Jahre her - ein Menschenalter."

Marc Schemmel (38) berichtete von seinen Großeltern, die die Konzentrationslager Neuengamme, Sachsenhausen und Ravensbrück überlebten. Herbert Schemmel äußerte sich kritisch über das Regime und wurde von Kollegen bei der Gestapo denunziert. "In Sachsenhausen magerte er schnell auf 39 Kilogramm ab. Er war auch einer derjenigen, an denen Erstickungsversuche durchgeführt wurden", sagt sein Enkel.

Im KZ Neuengamme wurde Herbert Schemmel als Lagerschreiber eingesetzt. Bis heute sprechen Überlebende mit Hochachtung von Schemmel, denn er nutzte seine Position, um Häftlingen das Leben zu retten - etwa, indem er Lebende als tot deklarierte, um sie aus der Schusslinie zu bringen. Dabei setzte Schemmel, der 2003 starb, sein eigenes Leben aufs Spiel.

Die jüngsten Besucher waren Carmela Orlowski (16) und Nicole Diez (15), beide aus Neuallermöhe. Die Zehntklässlerinnen vom Gymnasium Allermöhe begleiteten ihre Lehrerin zu der Kranzniederlegung. "Jeder sollte seine Geschichte kennen. Schließlich sind diese Gräueltaten vor unserer Haustür passiert", sagt Carmela Orlowski. Ihre Freundin fügt hinzu: "Das Wissen über die Verbrechen der Nationalsozialisten muss von Generation zu Generation weitergegeben werden." Die russischen Urgroßväter der Mädchen haben gegen die Faschisten gekämpft. "Darüber habe ich oft mit meinen Eltern und Großeltern gesprochen", sagt Carmela Orlowski.