Sandwisch: Kleine und größere Familien richten sich in den Behelfsunterkünften an der alten Schule ein

Manche schauen unsicher, andere enttäuscht, einige sind voller Hoffnung: Am Mittwoch sind zwölf Flüchtlinge in die Unterkunft an der Sandwisch eingezogen, weitere 18 sollen heute folgen.

Es sind kleine und größere Familien, sie kommen unter anderem aus Mazedonien, Afghanistan, Syrien und Serbien, aus Jordanien, Palästina und dem Iran. Die erste Frage einer Mutter gilt der Zukunft ihres zehnjährigen Sohnes: "Wo ist die Schule?", fragt sie. Andere vermissen Kochgeschirr, fragen nach Töpfen und Pfannen. Martina Gosch (46) verspricht sich zu kümmern, informiert über "Haushalts- und Hygienepakete", die Asylbewerber bei der Zentralen Erstaufnahme an der Sportallee abholen können. Alle kennen die Unterkunft gut, haben dort schon bis zu drei Monate verbracht, bevor sie in ihre Folgeunterkunft ziehen.

Martina Gosch betreut die Menschen an der Sandwisch, gehört offiziell zum "Unterkunfts- und Sozialmanagement" des Unterkunftsbetreibers "fördern&wohnen". Tatsächlich ist die 46-Jährige Verwaltungskraft und Sozialarbeiterin, Technikerin, Trösterin und Schlichterin - eben das "Mädchen für alles". Als gelernte Groß- und Außenhandelskauffrau ist sie ein Organisationstalent, als examinierte Altenpflegerin und Mutter von sechs Kindern in allen Fragen des Lebens topfit. "Ich helfe sehr gern", sagt sie offen lächelnd, "und ich lerne hier sehr viel."

Seit drei Jahren betreut sie Flüchtlinge. Immer wieder gibt es Neues zu erfahren über die Orte, aus denen die Flüchtlinge kommen, ihre Lebensweise, ihr Schicksal. Das Spektrum der Asylsuchenden sei groß, auch Ärzte, Anwälte und Schriftsteller seien dabei. "Manchmal müssen wir uns mit Händen und Füßen unterhalten", sagt sie, "doch häufig sprechen sie auch perfektes Englisch. Und wenn alles nichts hilft, habe ich ja noch meine Telefonjoker." Gemeint sind Kollegen, die für andere Sprachen dolmetschen können. Unterstützt wird Martina Gosch derzeit von Angelika Jürs. Denn es gibt viel zu tun.

Im provisorischen Büro ohne Internetanschluss notieren die Frauen alle Daten der Ankommenden von Hand in ein Aufnahmeformular. Die Ankommenden legen ihre grüne "Aufenthaltsgestattung" vor. Sie ist einem Ausweis ähnlich, erlaubt aber nur den Aufenthalt in Deutschland, solange das Asylverfahren läuft. Manche haben Verwandte in Deutschland, die in anderen Unterkünften wohnen und jetzt beim Einzug helfen.

Einige sind enttäuscht, dass sie weit ab vom Zentrum in Container ziehen sollen. Doch Martina Gosch macht Mut, beruhigt und gibt Infoblätter aus, wie Ämter und Läden mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen sind. Einige können mit einem Platz in der alten Schule rechnen, sobald die Räume dort fertig sind.

Jan Wrzeszcz, Bereichsleiter bei "fördern&wohnen", freut sich über nachbarschaftliche Hilfe, bittet aber noch um etwas Zeit, dass sich die neuen Bewohner mit der Umgebung und der neuen Situation vertraut machen können.

Unterdessen nutzt ein kleiner Junge das schöne Sonnenwetter und erkundet den Platz vor der Turnhalle neben den Containern mit einem Rutscheauto. Er strahlt. Er ist schon angekommen.