Schützen: Einmalig in der Vereinsgeschichte: Thomas Kock tritt als König der VSG zurück

Als Thomas Kock die acht Kilogramm schwere Königskette um den Hals gelegt wird, müssen die Insignien der Vierländer Schützengesellschaft (VSG) zentnerschwer auf dem 56-Jährigen gelastet haben. Ungläubig guckt er in die Kameras, während die Schützenbrüder gratulieren. Eine Nacht grübelte der langjährigen Stammschütze. Dann entschied er sich zu einem Schritt, den es in der 421-jährigen Geschichte der VSG noch nicht gegeben hat: Er trat zurück. "Familiäre Gründe", sagt er dazu nur.

Walther Meyer, Vorsitzender des größten Schützenvereins im Landgebiet (fast 300 aktive Mitglieder), hatte die Besucher im Festzelt, darunter Bezirksamtsleiter Arne Dornquast, fast zwei Stunden warten lassen, bis er nach der Proklamation zahlreicher weiterer Schützen endlich den Namen des neuen Stammschützenkönigs preisgab. Doch bis Thomas Kock dann ins Zelt kam, dauerte einige Minuten: Der Versicherungskaufmann, der vor allem als Event-Manager (Stadtfest, Oktoberfest) bekannt ist, hatte nicht mit der Königswürde gerechnet. Er trug nicht einmal die VSG-Uniform.

Nun ist die VSG, wie schon 2010, erneut ein Jahr ohne König. "Das ist unglücklich gelaufen", sagt Meyer. Die repräsentativen Auftritte bei anderen Vereinen - etwa 25 Termine - in den kommenden zwölf Monaten werden nun andere Würdenträger der VSG übernehmen.

Neben dem finanziellen Aufwand eines Schützenkönigs, der sich laut Meyer bei der VSG in Grenzen hält, dürften vor allem die vielen Wochenend-Einsätze, zu denen auch die Ehefrau des Schützenkönigs erwartet wird, viele Vereinsmitglieder abschrecken. In diesem Jahr hatten sich neben Kock nur zwei weitere Stammschützen am Schuss auf die Königsscheibe beteiligt. Einer von ihnen traf noch nicht einmal die Zielscheibe... Auch Kock brillierte nicht, allerdings schoss er nicht schlecht genug. Kock habe immerhin "die äußere Ringzahl erreicht" und damit das beste Ergebnis erzielt, sagt Walther Meyer.

Nicht nur bei der VSG verliert das Schießen auf die Königsscheibe immer mehr an Bedeutung: Auch in anderen Vereinen wird bewusst daneben geschossen, um bloß nicht die Königswürde zu erlangen. "Wettbewerbe mit bis zu 30 Anwärtern, von denen viele ihr Bestes geben, sind sehr lange her", sagt Meyer. "Diesmal wollte wohl keiner König werden."

Der Vorsitzende und weitere Schützen aus der Vereinsspitze überlegen nun, wie so ein Desaster in Zukunft vermieden werden kann.