Diskussion: Landwirtschaft und Naturschutz sollen miteinander vermischt werden

Den Landwirten in den Vier- und Marschlanden fehlen Flächen. Denn durch Versiegelung und Wohnbebauung oder als Ausgleichsmaßnahmen für Großprojekte wie die Elbvertiefung oder den Bau der Autobahn 26 nach Stade geht viel Land verloren. Bei einem Frühschoppen im Zollenspieker Fährhaus diskutierten Anja Hajduk, Spitzenkandidatin der Hamburger Grünen, Andreas Kröger, Präsident der Landwirtschaftskammer Hamburg, und Reinhard Grosch, Leiter der Bergedorfer Gruppe des Naturschutzbundes Deutschland, mit rund 20 Landwirten über "Naturschutzgebiete im Spannungsverhältnis zur Landwirtschaft".

Wo eigentlich das Problem sei, wenn die Stadt den Landwirten viel Geld für ihr Land zahlt, wollte Moderatorin Dr. Carola Timm, Vorsitzende der Bergedorfer Grünen, wissen. Die Bewirtschaftung von Naturschutzflächen gegen Prämien dürfe ein Drittel der insgesamt zu vergebenden Flächen nicht übersteigen, meinte Kröger. Weil die Nahrungsmittelpreise niedrig seien, würden große Flächen für Ackerbau benötigt. Kröger: "Jährlich werden in Hamburg 100 Hektar für Straßen, Gewerbe und Wohnungsbau benötigt. Hinzu kommen entsprechende Ausgleichsflächen. Wenn das so weiter geht, gibt es in 30 Jahren keine Landwirtschaft mehr."

Die Bauern würden von der Stadt gut bezahlt, meinte Grosch. Das sahen die anwesenden Landwirte anders: "Die Bewirtschaftungskosten sind sehr hoch." Ein anderer Landwirt beklagte, dass seine Felder bis zu zehn Kilometer voneinander entfernt seien. Sie zu beackern koste besonders viel Zeit und Geld.

Hajduk betonte, dass nicht alles mit Zahlungen gelöst werden könne: "Wir brauchen auch Ausgleichsflächen." Grosch: "Dabei ist es nicht sinnvoll, sie in einem anderen Bundesland zu schaffen." Ähnlich argumentierte Heinz Behrmann, Präsident des Bauernverbandes Hamburg: "Wir wollen Produkte regional anbauen, müssen aber die benachbarten Bundesländer plündern." Er plädierte für eine Änderung des Ausgleichsgesetzes und für die Entsiegelung von Flächen. Außerdem schaffe Landwirtschaft Lebensqualität, betonte Kröger, "denn grüne Flächen sind ohne Landwirte doch überhaupt nicht vorstellbar."

Hajduk warb für mehr Austausch unter Politik, Verwaltung, Naturschutzverbänden und Landwirten: "Wir müssen neue Möglichkeiten zur Auseinandersetzung schaffen."

Der Frühschoppen endete mit einer Idee, die allgemein gut ankam: Naturschutz und Landwirtschaft sollen "flexibel kombiniert" (Timm) werden. "Neben dem geschützten Uferstreifen könnte etwa Weizen angebaut werden. Dann folgt wieder ein geschützter Grabenbereich", sagt Timm. Hajduk will diesen Vorschlag mit nach Berlin nehmen - wenn sie gewählt wird.