Serie: 825 Jahre Dorfgeschichte sind geprägt von Selbstständigkeit und Zusammenarbeit

Sein 825-jähriges Bestehen feiert Altengamme vom 24. August bis zum 1. September. Zum Abschluss unserer Serie über das Dorf an der Elbe berichtet Manfred Dietrich heute vom "Leben mit- und füreinander".

Die Menschen, die in Altengamme vor über 825 Jahren siedelten, waren darauf angewiesen, ihre Geschicke selbstständig und gemeinsam in die Hand zu nehmen. In der Stromlandschaft bestand immer die Gefahr der Überflutung, und Deiche konnten nur gemeinsam gebaut und verteidigt werden. Altengamme mit Curslack hatten sich in einem Deichverband organisiert. Die zehn Deichgeschworenen wählten den Deichvogt in Altengamme jeweils am Petritag (22. Februar) für fünf Jahre.

Die 1878 gegründete Freiwillige Feuerwehr ist eine Fortsetzung der Selbstverteidigung wie sie am Deich schon immer bestand. Mit ihrer Jugendwehr und der medizinischen Erstversorgung ist sie ein sehr wichtiger Bestand des Dorfes.

Altengamme stand Jahrhunderte beiderstädtisch im Wechsel unter der Verwaltung von Hamburg und Lübeck. Als Hamburg dann 1868 das Amt Bergedorf allein übernahm, wurden Verwaltung, Schulen und einiges mehr neu geordnet. Altengamme hatte eine eigene kommunale Selbstverwaltung. Die Bauern Karl Schaumann und später Rudolf Puttfarken nahmen Trauungen auf ihren Höfen vor. Sie waren Standesbeamte, bis 1938 das Großhamburg-Gesetz die Selbstverwaltung auflöste. Der letzte Altengammer Bürgermeister war Richard Hamester. Er hat auch die Verträge mit den Hamburger Wasserwerken ausgehandelt. Da in Altengamme Trinkwasser aus Tiefbrunnen gefördert wird, müssen die Wasserwerke die Gräben in Ordnung halten und wieder fluten.

Im alten Gemeindehaus hatte bis 1975 die Ortsdienststelle ihren Sitz. Nach deren Auflösung gehörte Altengamme zum Ortsamt Vier- und Marschlande. Heute müssen die Altengammer mit allen Angelegenheiten zum Bezirksamt nach Bergedorf.

Aus der alten Kirchenschule (heutiges Pastorat), sind die Horster Schule und die noch heute bestehende Deich-Schule, hervorgegangen. Hier lernen etwa 100 Schüler, von denen die meisten zuvor auch den Kindergarten in Altengamme besucht haben.

Altengamme hat schon immer ein reges Vereinsleben gehabt. Es gab mehrere Gesangvereine, von denen noch zwei existieren. Eine große Rolle spielte der Radsport. Reigen- und Kunstfahren sowie Radball hatten einen breiten Zulauf. Die Radsportvereine Maiblume und Schwalbe gibt es heute nicht mehr. Dafür hat sich der SV Altengamme vom Fußballverein zum Breitensport hin entwickelt. Mit mehr als Tausend Mitgliedern bietet er eine Möglichkeit, neu nach Altengamme gekommene Mitbürger zu integrieren. Der Landfrauenverein spricht speziell die Frauen an und ist für alle offen, nicht nur für die in Landwirtschaft und Gartenbau tätigen.

Die Kirche bemüht sich, das Band der Gemeinde geknüpft zu halten. Nicht nur, dass sie im Geistlichen die Gemeinde betreut, sie ist für die Menschen da. Mit dem Kindergarten, dem Krippenangebot, dem Hort für die Kleinkinder, der Jugend und Seniorenarbeit, wird das Gemeindehaus belebt. Kirchenmusikalisch sind der Kinder- und der Jugendchor und der große Kirchenchor zu erwähnen. Hinzu kommen der Literaturkreis und der Häkelbüdelklub. Die Handarbeiten, die oft aus überlieferten Vorlagen gefertigt sind, werden auf einem Basar verkauft, dessen Erlös wohltätigen Zwecken gestiftet wird.

So stellen sich die Menschen in Altenamme über die Jahrhunderte den Anforderungen und erfüllen Altengamme mit Leben - mit- und füreinander.