Tatenberg: Paar aus dem Dreiländereck baut sich ein Hausboot und genießt jeden Aufenthalt

. Menno Wolters und seine Lebensgefährtin Annegret Schulze waren mit ihrem zwölf Meter langen Segelschiff auf vielen Weltmeeren unterwegs. Nicht nur einmal gerieten sie in brenzlige Situationen, etwa in die Nähe eines Tornados oder in einen schweren Sturm. "Segeln ist halt körperlich anstrengend", sagt Wolters. Deshalb verkaufte das Paar sein Segelboot - und baute sich ein Hausboot nach Maß. "Wir sind zwar genug geschippert, wollen aber weiterhin viel Zeit auf dem Wasser verbringen", sagt der 71-Jährige. Das Hausboot liegt im Sportboothafen Möller nahe der Tatenberger Schleuse.

"Lykke", die Glückliche, heißt das 21,5 Meter lange und 5,5 Meter breite Boot - eine umgebaute Schute von 1950. "Sie lag ausgemustert im Hamburger Hafen, hat früher Baustoffe für Strom- und Hafenbau transportiert", sagt Wolters. Er und seine Lebensgefährtin, die Eignerin des Bootes, ließen die Schute zur Grube-Werft am Moorfleeter Deich schleppen, wo sie an Land gehievt wurde.

Arbeiter flickten den stählernen Rumpf, entfernten Rost und verpassten ihm einen neuen Anstrich. Die Wände wurden als Fertigbauteile von einer Zimmerei geliefert und per Kran auf den Rumpf gesetzt. Der Aufbau ist aus Holz, überdeckt von einer Schicht aus Aluminium. "Dann kam das Boot ins Wasser, innerhalb von drei Monaten haben wir den Innenausbau erledigt", sagt der gelernte Maschinenbauer und Ex-Firmenchef.

Wolters hat etliche Handwerksarbeiten selbst erledigt, unterstützt von zwei Freunden. Die Männer bauten die Heizung mit Kessel und die Fußbodenheizung ebenso ein wie die Wasserleitungen und das komplette Badezimmer. Sie verlegten den Parkettboden, verkleideten die Wände mit Rigipsplatten. Das Paar richtete sich sein zweites Zuhause mit Möbeln ein, die in einer Tischlerei nach Maß angefertigt wurden. Sie sehen nicht nur schön aus, sondern sind praktisch und sparen Platz. So wird die kleine Holztreppe, die von der Haustür in Wohnzimmer und Küche führt, auch als Schuhschrank benutzt. Die einzelnen Stufen bestehen aus Schubladen. Waschmaschine und Wäschetrockner sind in Schränken verborgen, die sich auf einer Seite über das gesamte Boot erstrecken.

Neben den Trink- und Abwassertanks mit einem Fassungsvermögen von insgesamt drei Tonnen verfügt "Lykke" über eine eigene biologische Kläranlage. Wolters hat sie nicht nur eingebaut, sondern auch selbst konzipiert. "Damit sie funktioniert, müssen die Bakterien regelmäßig gefüttert werden. Wenn wir längere Zeit nicht da sind, bitten wir einen Nachbarn, Bier oder Traubenzucker in die Anlage zu kippen", sagt der Tüftler. Doch oft kommt das nicht vor, denn das Paar macht häufig Ferien an Bord. "Wir sind auch im Winter gern hier. Dann schrubbelt das Eis so schön am Rumpf", sagt Annegret Schulze.

290 000 Euro kostet so ein Hausboot, wenn alle Umbau- und Einrichtungsarbeiten von Firmen erledigt werden. "Wir haben weniger bezahlt, weil wir so viel selbst gemacht haben", sagt Wolters. Lange haben er und seine Lebensgefährtin nach einem geeigneten Standort für ihr Hausboot gesucht. "Wir sind die ganze Ostseeküste abgefahren. Hier gefiel es uns auf Anhieb", sagt Annegret Schulze. Neben der idyllischen Lage des Hafens an der Tatenberger Schleuse sei Hamburg ideal für das Paar, dessen Haus sich südlich von Freiburg im Dreiländereck befindet. "Von Basel aus dauert der Flug nach Hamburg nur 70 Minuten", sagt die 64-Jährige.