Serie: Der Wandel des Bauerndorfes in einen Wohnort

. Sein 825-jähriges Bestehen feiert Altengamme vom 24. August bis zum 1. September. Eine kleine Serie gibt in den kommenden Wochen Auskunft über das Leben und den Wandel in dem Dorf an der Elbe. Manfred Dietrich berichtet heute über den Wandel vom Bauerndorf zum Wohnort.

In Altengamme ist die Veränderung in den Lebensbedingungen sehr viel langsamer vonstatten gegangen, als in Bergedorf und den anderen Vierländer Gemeinden. Altengamme war verkehrsmäßig immer abgelegener als die anderen Gemeinden. Jede Fortentwicklung kam später an. So haben sich die Gärtnereien zwischen den Bauernhöfen erst im vergangenen Jahrhundert entwickelt. Altengamme bekam Anschluss an die Marschenbahn. Die Gemüseewer, die die Wasserstraßen benutzten, wurden durch Lkw ersetzt. Zuvor waren die Deichstraßen befestigt und verbreitert worden. Am Gammer Weg und in Lüttwetter entstanden Siedlungshäuser.

Viele Bewohner, die nur kleine Landflächen hatten "gingen auf Arbeit". Die Verdienste waren im Tagelohn nicht so hoch, dass die Häuser davon bezahlt werden konnten. So wurde Land von den Bauern oder der Kirche gepachtet und im Nebenerwerb Gemüse, Erdbeeren und Maiblumen herangezogen. Diese Waren wurden von Kommissionären in Hamburg auf dem Großmarkt, oder den Leuten selbst, auf dem Wochenmarkt in Bergedorf verkauft.

In Altengamme gab es viele kleine Läden. Diese so genannten Stubenläden befanden sich am Horster Damm, im Heidbergredder, am Elbdeich und Hausdeich, wo es noch einen gibt. Der recht große Laden am Gammer Weg, Lüdemann, existiert nicht mehr. Er hatte als Milchmann mit Pferd und Wagen angefangen und später mit mehreren Verkaufswagen Altengamme und die Umgebung mit Lebensmitteln versorgt. Heute dominieren große Discounter und Supermärkte, führt die Einkaufstour nach Geesthacht und Neuengamme oder nach Bergedorf.

Doch nicht nur die kleinen Läden sind gewichen, ebenso die Post. Auch die "Altengammer Sparkasse" gibt es nicht mehr. Sie ist zur "Vierländer Volksbank" fusioniert. In Altengamme gibt es nur noch eine Automatenzweigstelle.

Was sich weiter entwickelt hat, sind mittelständische Handwerksbetriebe wie Maurer, Tischler, Zimmerleute, Dachdecker, Maler und Raumgestalter. Dort arbeiten auch Menschen aus Altengamme, die sich mit handwerklichem Können im Wettbewerb behaupten. Allerdings gibt es keine Schmiede und Stellmacher mehr, denn für sie ist die Arbeit rar in der motorisierten Welt.

Der Fremdenverkehr beginnt sich zu entwickeln. So gibt es in Altengamme schon einige Übernachtungsmöglichkeiten für Touristen. Auch führt der Elbe-Radweg auf dem alten Marschbahndamm durch Altengamme. Die Struktur des früheren Bauerndorfes hat sich sehr verändert. Trotzdem bleibt Altengamme ein lebenswerter Ort.