Sportboothafen:: Sven Osnabrück saniert in Tatenberg Schiffe

. Sein erstes kleines Motorboot fuhr Sven Osnabrück im Alter von neun Jahren. "Seitdem sind Boote meine Welt", sagt der 28-Jährige. Er saniert hauptberuflich alte Schiffe im Sportboothafen Möller an der Tatenberger Schleuse, mit fast 130 Motorbooten der größte private Yachthafen in Hamburg.

In seiner Wohnung in Othmarschen lebt Osnabrück nur im Winterhalbjahr. In den Sommermonaten bevorzugen er und seine Lebensgefährtin "Walma". Die knapp 14 Meter lange und 32 Tonnen schwere Yacht, Jahrgang 1978, im Sportboothafen Möller hat der junge Mann bis vor einem Jahr komplett erneuert - beide Motoren generalüberholt, die komplette Technik - Elektrik, Strom, Wasser und sanitäre Anlagen - und die Inneneinrichtung saniert. "Die Motoren von Booten und Autos sind im Prinzip das Gleiche", sagt der gelernte Kfz-Mechaniker. An Autos hat er allerdings - beruflich - nur einen Monat geschraubt, schnell auf Schiffe umgesattelt.

"Anfangs war ich europaweit im Einsatz, heute arbeite ich zu 80 Prozent in Tatenberg", sagt Osnabrück. Er arbeitet meist an Land, wenn die Boote seiner Kunden im Hafen aufgebockt sind. Gelegentlich ist er auch in seiner Werkstatt in Bahrenfeld anzutreffen.

Seine Kunden - Hamburger, deren Schiffe in aller Welt liegen - kennen ihn durch Mundpropaganda oder Kleinanzeigen. An Motoren schraubt der 28-Jährige inzwischen nur noch ungern: "Dafür wollen die Eigner meist kaum Geld ausgeben, aber die Arbeit ist aufwendig." Stattdessen gibt er Hilfestellung, hilft bei komplizierten Feinheiten. Von der Elektrik lässt er sowieso die Finger: "Ich bin kein Elektriker, kann auf solche Arbeiten keine Gewähr geben."

Grundieren, spachteln, lackieren und der Innenausbau sind inzwischen die Hauptarbeitsfelder des Bootsnarren, der hochwertige Parkettböden verlegt, Bäder und Sitzecken einbaut. "Solche Arbeiten wollen die Eigner als erstes erledigt haben. Denn der alte Kahn soll gut aussehen und innen soll es gemütlich sein - selbst wenn er nicht fährt. Aber keiner will mit einem Schrotthaufen im Hafen liegen. Doch auch die Schrauber unter den Freizeitkapitänen trauen sich nur selten selbst an diese Arbeiten."

"Die Lackierung eines 15 Meter langen Schiffes inklusive schleifen und spachteln kostet bis zu 20 000 Euro. Ein Viertel geht schon für das Arbeitsmaterial weg, weitere knapp 2000 Euro für die Liegekosten, das Slippen, Auf- und Abbocken, Reinigen und Abplanen", sagt Osnabrück und fügt hinzu: "Auf einigen Werften wird allerdings fast das Doppelte verlangt. Dafür geht es dort auch schneller, ist die Lackierung teilweise noch hochwertiger."

An Rümpfen aus Holz arbeitet der Hamburger am liebsten: Während Metall und Kunststoff bis zu sechs Mal mit farbigen Lackschichten überzogen werden, sind es bei Holz bis zu 16 Schichten. "Es dauert lange, bis der naturfarbene Lack richtig glatt ist und alle Poren geschlossen sind. Dann sieht das aber auch super aus. Leider sind nur wenige Yachten aus Holz."

Osnabrück betreibt seine Ein-Mann-Firma seit Jahresbeginn. Zuvor war die Schiffssanierung sieben Jahre lang ein Nebenjob und davor ein Hobby. "Da habe ich hauptberuflich als Kaufmännischer Angestellter bei einem Händler für Bootszubehör im Büro gearbeitet", sagt er.

Sogar eine eigene "Yachten-Kollektion" hat der 28-Jährige entwickelt. Die "Sand Classic"-Baureihe. Die Pläne für die sechs, neun und 12,5 Meter langen Schiffe liegen in seiner Schublade, der Name ist geschützt.

Seine knappe Freizeit verbringt der Boots-Spezialist gern mit seiner Freundin auf "Walma". Dann fährt das Paar nach Cuxhaven, Helgoland oder auf die Ostsee. Aufs Basteln und Schrauben braucht Osnabrück auch an Bord nicht verzichten: "Ich habe unter Deck eine Werkstatt."