Demeter: Verband zeichnet Gärtnerei Sannmann mit dem “Land Wirtschaft Kultur Preis“ aus

In diesem Jahr geht der Preis, der erstmals im Jahr 2011 ausgelobt wurde, gleich an zwei Unternehmen: an die Gärtnerei Sannmann aus Ochsenwerder und an die baden-württembergische Dorfgemeinschaft Tennental mit ihrem Demeter-Landbau. "Solche Höfe können andere beflügeln", heißt es in der Begründung. "Sie geben der Natur und der Gesellschaft mehr zurück als sie nehmen."

Für Thomas Sannmann ist es das erste Mal, dass er einen Preis erhält. "Es ist eine große Ehre", sagt der 54-jährige Gärtnermeister, der die Auszeichnung beim Hoffest am 15. September entgegennimmt. Die 1000 Euro Preisgeld will er der "Initiative gentechnikfreie Metropolregion Hamburg" spenden, die er 2004 gemeinsam mit Professor Dieter Beger vom Ökomarkt-Verein Hamburg ins Leben rief.

Als Sannmann 1986 den Betrieb seines Vaters in neunter Generation übernahm, läutete er entschlossen aber behutsam eine neue Ära ein. Statt einiger weniger ertragreicher Gemüse wie Spinat und Rettich wollte der junge Familienvater viele verschiedene Gemüse in hochwertiger Qualität erzeugen. Die Umstellung der Gärtnerei auf biologisch-dynamischen Anbau nach Demeter-Richtlinien nahm einige Jahre in Anspruch. Heute bewirtschaftet Sannmann gemeinsam mit 33 engagierten Mitarbeitern - darunter drei Auszubildende - fast 50 Hektar Land, baut mehr als 40 Gemüsearten, Kräuter- und Salatspezialitäten auf 21 Hektar Freiland und 35 000 Quadratmetern Gewächshausfläche unter Glas und Folie an.

Um einen intakten Hoforganismus zu gestalten, schaffte sich die Gärtnerei eine eigene Rinderherde an. 20 Hereford-Rinder grasen auf 25 Hektar Weideland und produzieren Mist, der mit Pflanzen- und Gemüseresten, Grünschnitt und Stroh nach dem CMC-Verfahren (Controlled Microbial Composting) kompostiert wird. Das Ergebnis ist ausgereifter, duftender Humus, frei von Krankheitserregern und Unkrautsamen, beste Grundlage für aromatische Gemüse, Salate und Kräuter.

Besonderen Wert legt Sannmann auf den Erhalt alter, regionaler Sorten wie der Tomate "Vierländer Platte". Die samenfeste Möhre "Mona", die über Jahre dem Standort angepasst und in Geschmack und Wuchs verbessert wurde, ist ebenfalls eine Besonderheit der Gärtnerei. Vor sechs Jahren begann der Gärtnermeister, bis dahin noch unbekannte Wildsalat-Arten anzubauen.

Achtzig Prozent der Erzeugnisse vermarktet Sannmann über den Naturkost-Großhandel, 20 Prozent gehen per Gemüse-Abo-Kiste direkt an Kunden, sonnabends öffnet der Hofladen seine Türen. Neben dem Genuss geht es Sannmann auch um die gesamtgesellschaftliche Dimension, was sich unter anderem in seinem Engagement gegen Gentechnik zeigt.

Viele Initiativen des umtriebigen Gärtnermeisters konnten durch die Beteiligung von Kunden umgesetzt werden. Sie kaufen Genussscheine und finanzieren damit etwa den Bau neuer Betriebs- und Sozialräume für die Mitarbeiter oder eine Kompost-Extraktions-Anlage. Jetzt fehlt nur noch weiteres Land, das Sannmann gern kaufen oder pachten würde. Zum Konzept des Betriebes gehört die Einbindung der Menschen aus der Region, die viermal im Jahr zu Festen eingeladen werden oder bereits als Dreikäsehoch im Gärtnerkinderprojekt säen, pflanzen, pflegen und ernten.

Charakteristisch für Sannmanns ganzheitliches Denken ist auch das jüngste Projekt: Während der Tomatensaison wird aus Früchten, die zwar noch gut sind, aber den Absatzkriterien nicht entsprechen, die feine Suppe "Tomatentraum".